fbpx

Bedürfnisse künftiger Heimbewohner: W-Lan wichtiger als Essen?

Autoren: Dr. Georg Weidmann & Dr. Thomas Meyer, Redaktion terzMagazin

Die derzeit schwierige Situation in zwölf Heimen, die in Geschäftsverbindung mit der terzStiftung stehen, hatten wir durch Interviews mit den jeweiligen Heimleitungen ermittelt (Link zur Veröffentlichung). Gerade in einer vom Corana-Virus geprägten Zeit mit der extremen Massnahme des Kontaktverbots wollten wir aber auch wissen, welche Erwartungen potenzielle spätere Bewohnende von Alters- und Pflegeheimen oder Seniorenresidenzen an ihr Leben im Heim haben. Darum haben wir an mehrere Hundert terzExpertinnen und Gönner(innen) 19 «geschlossene» und 11 «offene» Fragen geschickt. Mehr als 160 Personen haben uns im Mai geantwortet. So pointiert wie in der Überschrift würden wir die Ergebnisse der Umfrage dann doch nicht sehen. Aber: Ein paar Antworten überraschen, vor allem, wenn wir sie mit den Befragungsergebnissen aus unseren Heimbefragungen vergleichen, die ja von aktuellen Heimbewohnenden stammen. Hier ein paar Beispiele:

Bei den geschlossenen Fragen («Wichtigkeit» auf einer 5-Punkte Skala) liegt die «Respektierung meiner Patientenverfügung» an der Spitze, dicht gefolgt von der «Respektierung meiner Privatsphäre im Zimmer». Aufgrund der offenen Fragen («Was verstehen Sie unter …») wissen wir konkret, was damit gemeint ist:

  • Vor dem Betreten anklopfen und warten, bis ich «Herein» sage oder die Türe öffne
  • Hände weg von meinen Sachen; kein unmotiviertes Aufräumen in Schränken und Schubladen
  • Private Gespräche führen können, ohne dass deren Inhalt ohne mein Wissen an Dritte weitergegeben wird

Auf den dritten Platz hat es der «freie Zugang zum W-Lan» geschafft. Dieses Ergebnis zeigt, dass die nächste «Generation» von Heim-Bewohnenden ein viel dringenderes Bedürfnis haben wird, den eigenen Computer auch für online-Anwendungen zu nutzen, als die heutigen Bewohnenden. Inhaltlich geht es dabei nicht nur ums «Herumsurfen», sondern etwa um den online-Kontakt mit entfernt lebenden Enkeln (während Corona wäre die Beherrschung von Skype etc. auch für gegenwärtigen Heimbewohnende wünschenswert gewesen) oder um Kaufen und Verkaufen auf Ricardo.

Im Heim ein attraktives Freizeitangebot vorzufinden und ein Mitspracherecht bei der Gestaltung des Alltags zu haben, ist der grossen Mehrzahl der Teilnehmen­den wichtig. Ob online oder real:  Ganz wesentlich ist es, dass es nicht darum gehen soll, beschäftigt zu werden, sondern sich auf eigene Initiative selbst einbringen zu können.

Die Bezugspflege durch immer dieselbe Pflegekraft ist erstaunlicher Weise vielen Teilnehmenden gleichgültig oder weniger wichtig. Das entspricht nicht den Beobachtungen in Zufriedenheits-Befragungen unter gegenwärtigen Heim-Bewohnenden. Wenn ein Heimeintritt noch in einer gewissen Ferne liegt, bevorzugen viele – vor allem Männer – eine «routinierte» Pflege gegenüber einer «persönlichen».

Dass gewissen Details beim Essen (vegetarisch, Diät, freie Menuwahl) weniger wichtig beurteilt werden als erwartet, ist mit gebotener Vorsicht zur Kenntnis zu nehmen – unsere Heimbefragungen zeigen hier ein ganz anderes Bild!

Was verstehen künftige Heimbewohnenden konkret unter dem «Recht auf Würde und Achtung»? Hier ein paar Gedanken:

  • Unterstützung, aber keine Bevormundung; sollte sein wie im Stöckli
  • Ich möchte, dass mit mir und nicht über mich geredet wird, ich möchte nicht geduzt werden
  • Wenn möglich, möchte ich bei der Intimpflege von einem Mann betreut werden (dies schreibt ein Mann)

Vielen herzlichen Dank nochmals allen, die an der Umfrage teilgenommen haben. Die Ergebnisse helfen der terzStiftung sehr, Pflegeeinrichtungen konkret dabei zu unterstützen, den oft angesprochenen Wandel von der Angebots- zur Nachfrageorientierung erfolgreich zu gestalten.

Weitere interessante und konkrete Details dieser Umfrage werden Sie in einem späteren terzMagazin erfahren!

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments