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Umfrage unter Heimleitungen während der Corona-Krise

Autor: Dr. Thomas Meyer, Redaktion terzMagazin

Zahlreiche Kantone und Gruppen von Heimen oder Seniorenresidenzen hatten seit Mitte März (KW 11) wegen des Corona-Virus ein Besuchsverbot verhängt, um ihre Bewohnenden vor der Ansteckungsgefahr zu schützen. Auf vielen Seiten – bei den Bewohnenden selbst, aber auch bei den Mitarbeitenden der Heime und den Leitungen sowie bei den Angehörigen – ist diese Massnahme mit Härten und Herausforderungen verbunden. Weil die terzStiftung mit zahlreichen Heimen in engem Kontakt steht, konnten wir in den vergangenen Wochen ein Stimmungsbild aus zwölf Heimen der Deutschschweiz ermitteln. Dafür, dass trotz der vielen und weitreichenden Entscheidungen, die sie gerade in diesen Tagen zu fällen haben, trotz der belastenden Arbeit, die mit der neuen Alltagsgestaltung auf sie zugekommen ist, so viele Verantwortliche aus Heimen unsere drei Fragen beantwortet haben, verdienen sie unseren ausdrücklichen Respekt und Dank. Dass so manche Verantwortliche uns sogar gedankt haben, dass wir in dieser Situation an sie denken, findet das Team der terzStiftung berührend.

Unsere erste Frage – Wie bewältigen Ihre Bewohnenden diese Krise, wie gehen sie mit dem «Eingeschlossensein» um? – haben die Heimleiterinnen und -leiter unter ganz verschiedenen Gesichtspunkten beantwortet: Viele heben hervor, dass die Regeln eingeschärft werden, die das Bundesamt für Gesundheit erlassen hat. Ein Besuchsverbot sei nicht gleichzusetzen mit Isolation, erklärt mit Recht der Leiter des Seelandheims (BE). Wie andere Leitende auch weist er auf die Möglichkeit von Spaziergängen innerhalb des hauseigenen Geländes hin. Führung und Kader sind demonstrativ im Haus präsent.

Teilweise sind auch innerhalb der geschlossenen Wohnbereiche Gruppenveranstaltungen abgesagt worden, beispielsweise im Altersheim Sonnenberg Reinach (AG). Hier sind Massnahmen gegen die drohende Vereinsamung besonders wichtig, und die Bereitstellung von Laptops zum Skypen mit Angehörigen, die Neugründung der Hauszeitung sowie organisierte Brieffreundschaften mit Schulklassen zeigen exemplarisch den Einfallsreichtum beispielsweise im Alterszentrum Acherhof in Schwyz. Das Skypen (oder Kontakt über Facetime) sehen auch andere Heime als neue wichtige Verbindungsmöglichkeit. Im Pflegeheim Frutigland (BE) wurden Einzelkurse der Aktivierung anstelle der gewöhnlichen Gruppenveranstaltungen eingerichtet. Ein eigenes Corona-Bulletin für alle im Heim ist eine andere Möglichkeit, die beispielsweise im «Sunnegarte» in Bubikon (ZH) genutzt wird.

Die zweite Frage «Wie bewältigen Ihre Mitarbeitenden die Krise» konnten glücklicher Weise die meisten Heimleitenden mit Wörtern wie «gelassen» und «besonnen» beantworten. Der grossen Verantwortung sind sich die meisten Mitarbeitenden in Heimen bewusst, denn meistens wird das Virus jetzt durch infiziertes Heimpersonal eingeschleppt. Wenn Mitarbeitende im Haus wegen Krankheit (eigener oder eines Familienangehörigen) ausfallen, leisten die übrigen oft hingebungsvoll Mehrarbeit, und die Leitungen begegnen dieser Schwierigkeit mit Einfallsreichtum: Mit Hilfe von Personalverleihern werden die eigenen ausgedünnten Teams aufgestockt, Pensionierte oder aus dem Beruf ausgeschiedene ehemalige Pflegekräfte werden angeworben oder melden sich von selbst, und Mitarbeiterpools für drohende Ausfallzeiten werden vorbereitet. Sehr gute Informationswege und sachliche, zuverlässige Informationen sind derzeit besonders wichtig. Der Direktor des «VitaTertia» in Gossau (SG) weist mit Recht darauf hin, dass lange etablierte Heime beispielsweise wegen der Wellen von Norovirus-Infektionen mit ähnlichen Situationen vertraut und darauf vorbereitet sind.

Um mit den Vorgaben umzugehen, haben viele Heime wie beispielsweise das Pflegeheim Frutigland Möglichkeiten eingerichtet, dass Bewohnende mit ihren Angehörigen per Skype oder Facetime Kontakt halten können. Empathische Ruhe und fundierte Sachlichkeit erscheint vielen Heimleitungen das Gebot der Stunde. Nicht überall ist wie im Zentrum Sunnegarte ein eigenes Corona-Büro eingerichtet worden oder eine Taskforce «Coronavirus», aber die Ansprechbarkeit, die Zugänglichkeit erscheint in allen Heimen besonders wichtig. Im Alters- und Pflegeheim Thüringenhaus & St. Katharinen (SO) sind zusätzliche Räume als Restaurant und Begegnungsraum eingerichtet worden, damit beim Essen alle den Mindestabstand einhalten können. Vor dem Falkenstein Asana steht neuerdings ein Gestell, in dem Aussenstehende kleine Geschenke (wie z.B. Blumensträusse) für die Bewohnenden ablegen können, die dann Mitarbeitende nach drinnen bringen. Die terzStiftung ist also nicht die einzige Gruppe von Menschen, die an die Heime und ihre Bewohner denkt.

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1 Kommentar
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Rolf Burri (TerzExp)
11. Juli 2020 1:23

So eine kleine Randnotiz – bitte mit Humor lesen.
Ich besitze einen modernen PC (WIN10) und einen älteren Laptop. Der PC ist nicht mit Webcam ausgerüstet und beim Laptop ist die Videokamera defekt. Und seit März nehme ich an Videokonferenzen teil. Ganz einfach ich bestelle Anfang März 2020 eine externe Webcam mit USB-Anschluss für ca. CHF 60.- bis 120.-. Sie konnte mir bis heute nicht geliefert werden? Bei allen mir bekannten Firmen/Onlinehändlern bestehen Wartlisten über tausende Webcam-Bestellungen. Problemchen: alle kommen aus China; und da gibt es seit der C-Zeit Lieferengpässe.
Meine Videokonferenzen finden auch ohne Bild statt; das geht ohne Videobild prima.
Eine Alternative wäre einen neuen Labtop oder Tablet zu kaufen.
Jetzt stelle ich mir ein Heim vor, das „ältere“ Geräte aufrüsten will und keine Wegcams kaufen kann. ….
Gruss / Rolf B.