fbpx

Wörter machen Menschen

Autorin: Annemarie Golser, terzExpertin

Die Autorin setzt sich für die Schönheit der Sprache und gegen eine falsche Zuordnung der Mundart ein.

Annemarie Golser

Annemarie Golser

„Gring ache u seckle“. Für Viele ist dieser Ausspruch einer Berner Sportlerin ein Bonmot. Für mich ein Unwort, das bei mir Magenkrämpfe erzeugt. Ich habe mich zeitlebens vehement für die Schönheit der Sprache eingesetzt. Sie ist für mich ein wunderbares, faszinierendes Kommunikationsmittel und die Visitenkarte des Sprechenden. Ich werde nie aufhören, mich gerade für „mein“ Berndeutsch zu engagieren, das Harmonie und Zärtlichkeit zulässt. Ohne zu werten, hat der Dichter Rudolf von Tavel die derbe Sprache der ländlichen Bevölkerung zugeordnet: „Wie gröber, descht besser meine si. Geng suecht eine der ander mit Urwüchsigkeit z’übertrumpfe, und ob allem däm merke si gar nid, dass ne all Ougeblick öppis i d’Fädere louft, wo nüt weniger als bärndütsch isch“. Die wohl allseits bekannte Gölä-Sprache ist weder die Sprache der Liebe, noch geeignet für den Umgang mit Kindern, und Ausserkantonale werden durch sie in der Meinung bestärkt, wir Berner seien ein ungehobeltes Volk.
Es ist lange her, seit an einem Symposium festgestellt wurde, dass die Frauensprache
höflicher, behutsamer und gepflegter sei, als die der Männer. Heute haben die Frauen mit einer saloppen Ausdrucksweise aufgeholt. Den Jugendjargon übernehmen immer öfters auch die Älteren, wohl in der fälschlichen Annahme, sich damit zu verjüngen. Auch sie finden plötzlich alles „cool“ und „mega“ und „ziehen sich einen Film rein“. Als Folge von SMS und Mail gehören auch die unsäglichen Kürzel zum Sprachzerfall. Auf das heute übliche: „ E Schöne…“ antworte ich immer betont: „ I wünsche euch e schöne Tag!“

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments