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Wenn Grosseltern ausfallen

Autorin: Margareta Annen-Ruf, Redaktion terzMagazin

Neueste Untersuchungen zeigen, wie wichtig die Grosseltern bei der Betreuung von Enkelkindern sind. Aus ökonomischer Sicht belaufen sich diese Dienste auf mehrere Milliarden Franken im Jahr, vom menschlichen Wert nicht zu reden. Beste Gelegenheit für einen Blickwechsel auf den Wert des  Alters.

Jeweils am zweiten Sonntag im März begehen wir den Tag der Grosseltern (in diesem Jahr war es der 8. März 2020). Gelegenheit, das Alter  einmal aus einem differenzierteren Blickwinkel zu betrachten. Anders als zumeist dargestellt und von der Gesellschaft wahrgenommen zeigt sich, dass die Aelteren weniger ein Problem als vielmehr ein Gewinn sind. Familien, in denen beide Eltern berufstätig sind, sind oft auf die Betreuung ihrer Kinder durch die Grosseltern angewiesen. Einerseits gibt es nicht überall genügend Kitaplätze und anderseits sind die Plätze, wo vorhanden, meist teuer.

160 Millionen Stunden im Jahr oder 400 000 Arbeitsstunden pro Tag hüten Grosseltern Enkel. Laut Bundesamt für Statistik (BfS) hütet jede zweite Grossmutter und jeder dritte Grossvater mindestens einmal pro Woche ihre(n) Enkel. Dieser Betreuungsdienst, der sich auf acht Milliarden Franken im Jahr beläuft, dürfte in Zukunft an Bedeutung noch gewinnen.

Besonders in unserer modernen, sich ständig verändernden sowie gesellschaftlich und familiär instabilen Zeit, sind Grosseltern zudem für Enkelkinder oft eine stabile Komponente oder anders herum gesagt eine Art “Anker in brandender Woge“. Viele Senioren/-innen sind auch anderweitig in unserer Gesellschaft engagiert. Sie nehmen vielfältige Aufgaben in der Gesellschaft wahr: etwa in der Pflege von kranken und pflegebedürftigen Angehörigen, in karitativen und gemeinnützigen Organisationen, in Vereinen und auch in der Nachbarschaftshilfe.

Gedenktage sind jedoch meist von kurzer Dauer. Nachhaltiger dürfte da das Corona-Virus sein, denn es zeigt(e) unvermittelt die Probleme auf, die entstehen, wenn ein wichtiges Glied in der Betreuungskette von Enkelkindern, aber auch von anderen durch Senioren und Senioreninnen wahrgenommenen Diensten zugunsten der Allgemeinheit ausfällt. Lücken werden spürbar, Selbstverständliches ist infrage gestellt. Grund genug, die ältere Bevölkerung in einem anderen als dem vorwiegend defizitären Licht zu sehen. Die von ihnen als Grosseltern aber auch die von ihnen geleisteten Dienste zugunsten der Allgemeinheit verdienen Anerkennung etwa im Sinne der 2. Uno-Konferenz 2002 in Madrid und von andern Jahren/Konferenzen, die dem Alter als Gewinn für die Gesellschaft gewidmet waren.

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4 Kommentare
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Fredy Itel
25. März 2020 20:10

Ich mache mir jetzt schon Gedanken, wie es weitergehen soll wenn die Pandemie beendet sein soll. Ist die dann wirklich beendet, oder sind da und dort noch Gefahren vorhanden. Wie werden die Menschen wieder aufeinander zugehen. Es wird nicht mehr wie vorher sein.

Vanda Descombes
20. März 2020 14:55

Vielen Dank für diesen Bericht. Es tut gut, einmal die Wertschätzung unserer Arbeit zu spüren und nicht den Eindruck zu bekommen, man sei nichts mehr wert, wenn man nicht mitten im Erwerbsleben ist.

Elisabeth Kühni
20. März 2020 14:41

Ich bin voll mit dem vorliegendem Artikel einverstanden.
Die heutigen Grosseltern haben auch bessere Möglichkeiten, ihre Enkel zu betreuen als dies früher der Fall war.
Es gewinnen also alle, auch die Grosseltern, indem sich die Generationen trotz örtlichen Distanzen bedeutend näher sind und sich besser verstehen. Dadurch lernen wir Grosseltern auch viel von unseren Enkeln, wenn sie zu Schulkindern und Teenagers werden, indem sie uns z.B. ihre Kenntnisse der digitalen Welt näher bringen.
Ein grosses Zeichen der Wertschätzung erlebe ich in der momentanen Krise durch die grosse Hilfsbereitschaft der Jugendlichen in unserem Mehrfamilienhaus.

Thomas Meyer
24. März 2020 14:03

Sehr geehrte Frau Kühni, sehr geehrte Frau Descombes, wir freuen uns sehr, dass der Artikel unserer Kollegin, welche die 80 auch bereits überschritten hat, Sie so sehr anspricht. Gerade in diesen Corona-​Zeiten, in denen persönliche Kontakte zwangsläufig eingeschränkt sind, wollten wir ein Zeichen setzen, dass die Verbundenheit der Generationen wichtig und gross bleibt. Dass der Kampf der Generationen eine unsinnige Erfindung ohne Wahrheitsgehalt bleibt, haben nicht erst wir schon längst festgestellt. Danke, dass Sie uns mit Ihren Kommentaren ermutigen, im terzMagazin weiterhin solche Beiträge zu veröffentlichen. Herzliche Grüsse, Thomas Meyer von der Redaktion des terzMagazins.