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Wenn Äpfel vornehm duften

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Annemarie Golser

«Vornehmer Duft». Wer fühlte sich da nicht angesprochen. Nein, ich bin nicht in einer Parfümerie, wo man Damen der gehobenen Gesellschaft Chanel N° 5 anpreist. Ich stehe im Hofladen eines Bauernbetriebes, und den vornehmen Duft soll eine der angebotenen Apfelsorten verströmen.

Gerade Kataloge sind eine Fundgrube für Bezeichnungen, die fehl am Platze sind. Das Material des himmlischen Pullis müsste ein Wohlgefühl auslösen. Ein charmantes Zopfmuster hebt die Trägerin offenbar in höhere Sphären und zaubert ihr ein Dauerlächeln ins Gesicht. Schlicht und edel soll ein anderes Produkt sein. Gemeint sind Socken. Das Wort «edel» wird hier gründlich missbraucht. Wir denken dabei doch an Rassepferde, an eine preisgekrönte Rosenzüchtung, an Glasvasen aus Murano oder Spitzenweine. Das ist heute Marketingstrategie. Um das Kaufinteresse zu wecken, appelliert man an das Streben der Menschen nach Schönheit, Hochwertigem, Perfektem. Es sollen Sehnsüchte gestillt, Träume in Erfüllung gehen – und sei es auch nur mit einem simplen Alltagsgegenstand.

Ich habe einen Apfel mit dem vornehmen Duft gekostet und befriedigt festgestellt – er duftet nur nach Apfel. Die edlen Socken werde ich ganz bestimmt mit dem Waschmittel waschen, das verspricht, Balsam für alles Feine zu sein.

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