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Vom Höranlagenverzeichnis bis zum Atlas für Blinde

Autorin: Margareta Annen-Ruf, Redaktion terzMagazin

Am zweiten Swiss E-Accessibility Forum 2017 in Zürich, wurden technologische  Neuerungen präsentiert, die Menschen mit Seh-, Hör- und andern Einschränkungen zur  grösstmöglichen Teilnahme  in allen Bereichen unserer Gesellschaft helfen.

Vom Höranlagenverzeichnis bis zum Atlas für Blinde

Das Swiss E- Accessibilitiy Forum, ein  von der Fachgruppe ICT-Accessibility der Schweizerischen Informatikgesellschaft (SI) gegründetes Netzwerk von Unternehmen, Hochschulen, Organisationen und von Betroffenen, fördert den Austausch, den Wissenstransfer und die Innovation  im Bereich E-Accessibility in der Schweiz. Dies mit dem Ziel, für Menschen mit Behinderungen neue Technologien zu entwickeln, damit sie diese in ihrem Alltag und im Beruf  optimal nutzen können.
Wie Professor Ali Reza Darvishy ausführte, ist die Credit Suisse (CS) seit 10 Jahren bestrebt, Kunden und Mitarbeitenden mit Seh-, Hör oder Mobilitätseinschränkungen einen barrierefreien Zugang zu den Produkten und Dienstleistungen der Bank anzubieten.

Barrierefreier Zugang zu Bank-Dienstleistungen
Der Referent erwähnte u.a. etwa:
die rund 70  Rollstuhlgängigen Bankautomaten  die für Menschen mit Behinderungen gekennzeichnet sind;
die seit 2008 bestehenden sprechenden Automaten in den Sprachausgaben  Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch;
das seit 2007 bestehende, barrierefreie Online Banking und
die monatlich und täglich herausgegebenen Kontoauszüge in Grossschrift und in Brailleschrift.
Alle Büros und Geschäftsstellen müssen barrierefrei zugänglich sein und alle Geschäftsstellen sind mit mobilen Höranlagen für schwerhörige Kunden ausgestattet.
Das Projekt ATM-Futura mit den Partnern CS, UBS, Raiffeisen Banken, Kantonalbanken und andere Regionalbanken sieht vor, bis Ende 2019 schweizweit 6000 „sprechende Geldautomaten“ zu installieren.

E-Voting – Die elektronische Stimmabgabe
Zusammen mit den Kantonen setzt sich die Post für das E-Voting bzw. die elektronische Stimmabgabe für Sachvorlagen und Wahlen ein. Laut Xavier Monnat bieten bis heute 6 Kantone E-Voting in der Schweiz an:
für Auslandschweizer und Inlandschweizer (Anmeldeprozess) die Kantone Neuenburg und Genf sowie nur für Inlandschweizer mit einer Behinderung Basel-Stadt wobei letztere das E-Voting für alle voraussichtlich 2018 einführen wird sowie für Auslandschweizer die Kantone Freiburg, Luzern und Bern.
Die E-Lösung der Post für das Wahl und Stimmrecht ist plattformunabhängig und lässt sich problemlos auch auf mobilen Endgeräten einsetzen. Zudem werden von Beginn weg hohe Accessibility-Standards entwickelt, deshalb arbeitet die Post mit dem Verein Acessibility4All zusammen, der die Lösung auf ihre Bedienbarkeit überprüft und validiert. Damit können auch Menschen mit einer Behinderung ohne fremde Hilfe selbständig das Wahl- und Stimmrecht ausüben. Ferner wird die E-Voting Post-Plattform mit schweizweit einzigartigen Merkmalen ausgerüstet sein, damit das Stimm- und Wahlrechtgeheimnis jederzeit sichergestellt ist.

Einfach Höranlagen finden
Laut Theo Juker, Präsident der 1998 gegründeten Interessengemeinschaft Gehörlose und Hörbehinderte (IGGH), zählt die IGGH 14 Kollektivmitglieder und 1300 Mitglieder. Im Vorstand und in der Geschäftsstelle arbeiten nur  Selbstbetroffene und Bilingualität sei seit 1998 gelebter Alltag, so Juker. Die IGGH setzt sich auf allen Ebenen  und in allen Bereichen  für die grösstmögliche Integration  Gehörloser  bzw. Menschen  mit Hörproblemen  ein. Ihre Aktivitäten reichen von u.a. etwa Verständigungs- Sprach- und Bewegungskursen, Tinnitus Gruppen über Ferienwochen für Menschen ab 70+ bis zu Projekten. Zu letzteren gehört etwa das von Victor Senn vorgestellte  Höranlagenverzeichnis, das auf einer Google Maps Karte mit über 1600 Höranlagen an über 1400 Standorten, die genaue geografische Position einer Höranlage und detaillierte Informationen dazu präsentiert.
Marco Strobel, Student ZHAW informierte wie mit einer Mobilen App für Smartphones Höranlagen gesucht und gefunden werden können.  Dazu wird auf der Karte ein Punkt angeklickt und sämtliche  Höranlagen in der Umgebung werden aufgeführt. Wird ein Eintrag ausgewählt, werden zusätzliche Informationen der Höranlage wie Technologie, die Bewertung und andere nützliche Hinweise angezeigt. Weitere Möglichkeiten sind etwa, falls vorhanden, den genauen Raumplan zu erfahren und diesen zu vergrössern.
An zusätzlichen Funktionen geplant sind etwa Höranlagen als Favoriten zu speichern,  die Navigation zu einer Höranlage und die Benachrichtigung wenn sich  in der Nähe eine Höranlage befindet.

Atlas für Blinde – eine Weltneuheit
An der Tagung wurde auch eine Weltneuheit präsentiert: ein Atlas bzw. eine Schweizerkarte für Blinde und Sehbehinderte. Zwar gab es bisher einzelne Landkarten von kleinen Gebieten für Sehbehinderte, aber keine landesweite Karte Dass bei dem Erstellen der Schweizerkarte, wie die Kartografin Anna Vetter erklärte, die grösste Herausforderung darin bestand, viel Information so darzustellen, dass die Karte für das Tasten mit den Fingern trotzdem lesbar bleibt, war nachvollziehbar. Anhand dieser Karte, auf der etwa Ortschaften als Quadrate und Berge  als Dreiecke dargestellt sind,  können Sehbehinderte die Schweiz erwandern.

Technologische Hilfen für Sehbehinderte
Um die Novartis Ophtalmologie (Augenheilkunde) bzw. technologische Hilfen die Menschen mit Sehbehinderungen bei ihren täglichen Aktivitäten  unterstützt, ging es im Referat von Stephane Wolf (World Wide Brand Director) Novartis Pharma. Zunächst war zu erfahren, dass weltweit etwa 285 Millionen an einer Sehbehinderung leiden und  39 Millionen Leute blind sind. 82 Prozent sind 50Jährig und  älter – sie machen jedoch nur 20 Prozent der Weltbevölkerung aus – und 80 Prozent der gesamten globalen Belastung haben vermeidbare Ursachen. Altersbedingte  Sehbehinderungen sind u.a. etwa Cataracts, glaucoma und /oder die Macula Degeneration.
Das von Stephane Wolf präsentierte Via Opta Programm von Novartis nun bietet  Menschen mit Sehbehinderungen  technologische Hilfe mittels diverser  Apps wie. etwa:
die Navigation App – sie hilft  Menschen  unabhängig vom Ausgangspunkt zum Zielort zu gelangen;
die Daily App  oder Alltagsapp – eine Hilfe für den normalen Alltag;
den via Opta Simulator für Android phones und Tablets speziell entworfen für Gesundheitsfachleute und die Hello App – der persönliche Assistent der Sehbehinderten ermöglicht, Objekte und Menschen in ihrer Umgebung zu erkennen oder zu identifizieren.

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