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Unfallrisiko Verpackungen

Margareta Annen-Ruf, Mitglied terz Redaktion

In der Schweiz fallen jährlich 24 Millionen Tonnen Abfall an. Nicht nur Massnahmen, um diese Verpackungsflut zu reduzieren sind angesagt, auch benutzerfreundlichere Verpackungen sind gefragt. Da gibt es noch grossen Handlungsbedarf.

Laut Schweizer «Sammelstelle für die Statistik der Unfallversicherungen» (SSUV) sind Schnitt-, Kratz- oder Schürf-Verletzungen die dritthäufigste Verletzungsart bei Berufsunfällen im Büro. 17 Prozent der Bürounfälle entfallen auf diese Verletzungsarten. Sie entstehen beim Umgang mit Scheren oder Cuttern sowie beim Entsorgen von Glasscherben. Oft sind es Versuche, im Büro Verpackungen zu öffnen, die zu solchen Verletzungen führen.
Das britische Ministerium für Handel und Industrie hatte Forscher der Universität von Nottingham beauftragt, die möglichen Gefahren schlecht designter Verpackungen zu untersuchen. Sie fanden heraus, dass jedes Jahr mehr als 60’000 Personen eine Behandlung im Spital benötigen, nachdem sie sich bei dem Versuch verletzt hatten, eine schwierige Verpackung zu öffnen. Das sind nicht nur fest verschweisste Hartplastik-Verpackungen, sondern auch Konservendosen, Glasflaschen und -gefässe sowie Spraydosen.

Das Aufkommen  der  Selbstbedienung, die Globalisierung und in neuerer Zeit auch der online-Handel,  sind wesentliche Triebfedern der heutigen Verpackungsflut. Abgesehen von der Menge lassen sich zudem viele, zu viele, Verpackungen vor allem aus Kunststoff nur mit grossem Aufwand und unter Verletzungsgefahr öffnen. Daher sind Verpackungen aus umweltfreundlicheren Materialien und vor allem benutzerfreundlichere gefragt, vor allem mit Blick auf eine älter werdende Bevölkerung.  Manche haben physische Einschränkungen die von u.a. Kraftverlust, eingeschränktem Greifvermögen, eingeschränkter Kopfbeweglichkeit bis zu Gelenkversteifung und eingeschränktem Sehvermögen gehen.

Von der Bratwurst bis zur Computermaus

Viele Produkte aller Art sind eingeschweisst, oft in Hart- Kunststofffolien. So etwa in Selbstbedienung angebotene:

Lebensmittel wie u.a. etwa Wurstwaren, Käse, Fleisch, Backwaren (z.B. Pizza);

Artikel für Küche und Badezimmer wie Scheren, Messer bzw. Bestecke, Zahnbürsten, WC-Reiniger, Nagelfeilen und anderes mehr;

Zubehör für Drucker und Computer wie Tintenpatronen, Computer-Mäuse aber auch Batterien, um nur einiges zu nennen. Sie alle lassen sich nur mit Schere oder Messer öffnen. Verletzungen, auch schwere, sind besonders beim Öffnen von Produkten, die in Hart-Kunststofffolie eingeschweisst sind, sozusagen programmiert. Nicht zu reden noch von dem dabei anfallenden, gebührenpflichtigen Abfall.

Zahnpasta und andere Tuben sind oft mit einem kleinen Aluminiumdeckel abgedeckt, dessen Laschen kaum sichtbar sind und sich nur schwer, gar nur mit einem spitzen Gegenstand öffnen lassen.

Besonders stossend sind die von den Grossverteilern in Kunststoffgebinden angebotenen Früchte und oft auch Gemüse – gar in Bioqualität. Sie lassen sich zwar öfters leicht öffnen, generieren aber viel Abfall. Zerschneiden wiederum birgt die Gefahr, sich selbst zu schneiden.

Grössere Geräte etwa Staubsauger, Küchenmaschinen sind oftmals so verpackt, dass sie primär nur mit grosser Mühe, unter Verletzungsgefahr und dem Risiko das Gerät oder dazugehörige Bestandteile zu schädigen, aus der Verpackung genommen werden können. Ein grosses Ärgernis bildet das oft verwendete Styropor. Der Entsorgungsaufwand ist beträchtlich.

Es ist Zeit, dass die Verpackungsindustrie nicht nur weniger, sondern benutzerfreundlichere Verpackungen produziert. Dies kommt nicht nur der älteren Bevölkerung, sondern letztlich allen zugute.

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