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Sind Erfahrungen nichts mehr wert?

Autorin: Margareta Annen-Ruf, Redaktion terzMagazin

Margareta Annen-Ruf

Zeitgenossen die der Ansicht sind, Erfahrungen hätten in einer dynamischen Gesellschaft keinen Platz, irren. Jeder Mensch macht jeden Tag die unterschiedlichsten Erfahrungen – auch im 21. Jahrhundert. Zudem sind die von älteren Menschen während eines langen Lebens gemachten vielfältigen Erfahrungen generationenübergreifend.

Während noch vor wenigen Jahrzehnten Kinder ihre Grosseltern und vor allem Urgrosseltern meist nur von Bildern und vom Hörensagen her kannten, leben dank der Langlebigkeit heute drei, oft vier Generationen gleichzeitig miteinander. Dies bietet die Chance des direkten generationenübergreifenden Erfahrungsaustauschs.

Indes werden die vielfältigen, während eines langen Lebens gemachten Erfahrungen der Älteren zu wenig, wenn überhaupt, genutzt. Ihre Erfahrungen in Langlebigkeit im Altwerden und Altsein etwa, werden kaum in die Gestaltung der Alterspolitik einbezogen und es wird vor allem über die Älteren und zu wenig mit ihnen geforscht. Dies hat nur zu oft einseitige, verzerrte Bilder zur Folge. Die heutigen Senioren /-innen haben zudem Veränderungen von Wandtafel und Kreide, Tintenfass und Federhalter über die mechanische Schreibmaschine bis zum Computer und dem Smartphone mitgemacht. Auch vom schonenden oder «achtsamen» Umgang mit den Gütern des täglichen Bedarfs bis zur mobilen Überfluss- und Wegwerfgesellschaft. Die Älteren sind «multierfahren», verfügen sie doch über Erfahrungen aus zwei Welten: der gestrigen analogen und der heutigen digitalen Welt. Dabei ist Gestriges keineswegs überholt, wie sich immer wieder einmal zeigt.

Mit dem Aufkommen des Plastiksacks, der in Plastik abgepackten Lebensmittel und anderen Güter des täglichen Bedarfs, hätte wohl kaum jemand gedacht, dass althergebrachte Einkaufsmodalitäten bzw. die gute alte Einkaufstasche ein «revival» (Wiederaufleben) erleben würden. Immer mehr Läden bieten Lebensmittel gar im Offenverkauf an für die, wie anno dazumal, eigene Behälter mitgebracht werden müssen, denn der rapid wachsende Plastikmüll bedroht zusehends unsere Umwelt. Von reparieren statt wegwerfen über (Wieder) verwerten statt Verschwenden bis zu Heilmitteln aus Grossmutters Hausapotheke und dem guten alten Zweirad ist Altes wieder «in», vielfach zeitgemässer /neu interpretiert.

Nicht zuletzt ist es eine Tatsache, dass in Wirtschaft, Industrie und anderen Bereichen der Arbeitswelt mit altersmässig gemischten Teams, von Dynamik und neuen Ideen einerseits und von Besonnenheit und eben Erfahrungswissen anderseits, die besten Resultate erzielt werden.

Allen ein 2019 mit vielen guten Erfahrungen.

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