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Routinierte Fahrzeuglenker nehmen Eigenverantwortung wahr

Autor: Dr. Thomas Meyer

Jahrzehnte lang standen die Fahranfänger ganz oben auf der Unfallstatistik bei den schwereren Unfällen. Nun ist klar, Lenker/-innen jenseits der 80 tragen ein erhöhtes Unfallrisiko pro gefahrenem Kilometer im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen.

Insofern hat die Untersuchung der drei Hochschullehrer von der Universität Zürich, die vergangene Woche in annähernd vierzig Tageszeitungen vorgestellt wurde, etwas Neues ergeben. Sie kommt aber auch zu dem Ergebnis, dass Lenkerinnen und Lenker zwischen 70 und 75 Jahren keine statistischen Auffälligkeiten zeigen. Die praktische Fahrkompetenz hängt nicht vom Alter ab, sondern von genügend guter Gesundheit, aktueller Fitness und geistiger Mobilität sowie genügender Fahrpraxis – davon sind wir schon lange überzeugt.

Bessere Tests zum Schutz älterer Verkehrsteilnehmer vor eigenen Fahrfehlern sind wichtig. Darum hat die terzStiftung im vergangenen Jahr die Online-Plattform sicher-mobil.ch aufgeschaltet, die der Fonds für Verkehrssicherheit sehr gefördert hat. Hier können Teilnehmer am Strassenverkehr ihre Fertigkeiten trainieren: 6 Übungen für Kurzzeitgedächtnis und Reaktionsgeschwindigkeit sowie 9 Übungen zur körperlichen Fitness finden sich hier. Zehntausende Besucher haben auf der Plattform ihre Eigenverantwortung wahrgenommen und ihre Fitness für den Strassenverkehr erhöht. So können reife Lenker/-innen in Übung bleiben.

Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es nach dieser jüngsten Studie keinerlei Anlass, die Alterslimite 70 beizubehalten, um die Auto fahrenden Bürgerinnen und Bürger der Schweiz per Gesetz zur regelmässigen medizinischen Kontrolluntersuchung zu nötigen. Darum hat die terzStiftung bereits vor zwei Jahren gefordert: „Beginn der Fahreignungschecks vom 70. auf 75. Jahr verlegen. Oder der Zeitpunkt wird bei 70 Jahren belassen, jedoch bis und mit 79. Altersjahr in Intervallen von je drei Jahren – statt der heutigen zwei – ausgedehnt. Danach wird das Intervall auf 2 Jahre reduziert.“ Altersdiskriminierung und Stigmatisierung ist ganz sicher der falsche Weg, auf die Verkehrsteilnehmer einzuwirken, davon bleibt die terzStiftung überzeugt, welche die Interessen von Tausenden Gönner/-innen auch in dieser Hinsicht seit Jahren vertritt.

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Ilse Czamek
28. April 2013 5:09

Sehr geehrter Herr Dr. Meyer, wie schon an anderer Stelle festgestellt, bin ich aus meiner Erfahrung als Taxi-Chauffeuse seit je der Ansicht, es sollte generell ein WK im 5-Jahres-Rhythmus eingeführt werden.
Wenn Sie wüssten, was sich auf den Verkehrswegen abspielt! So wie der Anstand im heutigen ‚dynamischen‘ (Dynamit lässt grüssen) täglichen Leben kaum mehr Platz hat, so wenig wird er im Verkehr angewendet. Blinken? Ich weiss, wohin ich will. Licht einschalten? Ich seh‘ genug und spar‘ erst noch Lichtmaschine (resp. Alternator). Ob das die Nachwehen der antiautoritäten Phase sind, weiss ich nicht; aber niemand kann Erziehung weitergeben, der nicht selbst erzogen ist, und mit jeder Generation wird Anstand unbekannter. Leider steuert die Überheblichkeit der „Golden Agers“ auch noch dazu bei, die meinen, sie hätten jetzt verdient zu tun, wie es ihnen beliebt. Wann sich die Demenz im Betagten-Verkehr auswirkt, wird kaum je jemand erforschen können.
Dazu kommt, dass das Ziel „Führerschein“ früher als „Fahrausweis“ wesentlich einfacher zu erreichen war. Wie viele (leider auch Frauen), denken, nach der Fahrprüfung bräuchten sie keine Weiterbildung, nur weil ein gütiges Schicksal ihnen Unfälle erspart. Wie viele weibliche Lenker bleiben heute noch beim Zebrastreifen nicht stehen, obwohl z.B. sogar Kinder dort stehen? Die einen haben’s noch nicht überrissen, die anderen sind so mit ihren Aufgaben beschäftigt, dass sie wie blind durch die Gegend fahren, Routine macht’s möglich. Wäre ich nicht defensiv geblieben, hätte mich letzthin eine Bekannte am Zebrastreifen überfahren, ob wohl ich ihr gewinkt habe.
Kommt dazu, dass weiss-Gott-wieviele ihre Augen nicht kontrollieren lassen oder aus Eitelkeit die verordnete Brille nicht tragen. Wie wenige akzeptieren, dass ein Fahrzeug ein Mordwerkzeug ist und mit entsprechendem Respekt geführt werden sollte!
Nachdem mich eine Eingebung wieder eine halbe Stunde von diesem Thema weggelockt hat, drängt sich einmal mehr der Wunsch auf, dass alle, die dieselben Ziele verfolgen, ihre Kräfte endlich bündeln mögen. So wie bis zum PC jedes Unternehmen in der Schweiz seine individuellen Programme gebastelt und die Informatik mit entsprechend schlechtem Kosten:Nutzen-Ergebnis genutzt hat, verzetteln wir uns heute mit Vereins- und Stiftungs-Süppchen, die jeder Vorstand für sich allein kochen möchte. Nicht nur, dass man Synergien nicht nutzt – teilweise wird sogar kräftig gegeneinander gearbeitet. Als ob die Menschheit damit weiter käme… Hugh!