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Pass auf

Annemarie Golser

Annemarie Golser

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Seit der Jugend hat die Autorin die wohlmeinende Mahnung aufzupassen begleitet und wurde so zum „Wort des Lebens“.

Für mich gibt es nicht nur ein Wort des Jahres, es gibt ein Wort des Lebens: Pass auf!
Meine Mutter sah damals für uns Kinder allüberall Gefahren. Im Garten und im Wald giftige Beeren und Pilze, im Haushalt scharfe Messer, Scheren, heisse Herdplatten und Steckdosen, auf dem Land bissige Hunde und scheuende Pferde, auf der Strasse die noch seltenen Autos. Auch als ich längst erwachsen war, ermahnte sie mich bei jedem Abschied und ihr „Häb Sorg“ ist mir heute noch in den Ohren. Habe ich es bei meinen Kindern anders gehalten? Natürlich nicht. Ich habe sie vor allem in ihren Teenagerjahren damit genervt. Im Gegensatz zu meiner Jugend schien mir die Gefährdung für sie auch durch das Drogenproblem und die zunehmende Mobilisierung wesentlich grösser. Ein Sohn hat mir aber viel später gestanden, er habe sich durch meine Sorge auch beschützt gefühlt und ohne mein „Pass auf“ hätte ihm etwas gefehlt.
Im Alter meldet sich in unserem Kopf eine private Beratungsstelle für Unfallverhütung.
Hübscher ist die Idee, dass uns ein Schutzengel unablässig eintrichtert, was wir beachten müssen: Warnung vor Trickbetrügern und Taschendieben, Vorsicht bei Stufen, Stolperfallen und unebenem Gelände, möglichst die Dunkelheit meiden, Essen, Trinken und Sport mit Mass, Medikamente nicht vergessen und und und.

Ob in der Jugend oder im Alter: Leben ist immer lebensgefährlich. Lassen wir uns zu sehr einschränken, verpassen wir möglicherweise vor lauter Aufpassen etwas, das unseren Alltag bereichern könnte.

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