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Noch fit fürs Steuer?

Daniel Riesen

Mit unterhaltsamen Tests im Internet sollen Senioren selber herausfinden, ob sie fit fürs Lenkrad sind.

Reaktionstest online: Bremsen oder ausweichen oder gelassen bleiben? Aber dalli!

Reaktionstest online: Bremsen oder ausweichen oder gelassen bleiben? Aber dalli!

Senioren am Steuer, das hat das Potenzial zu grossen Emotionen. Das beginnt schon beim Begriff Senioren, der einst das politisch unkorrekte „Alte“ ersetzte, heute aber schon wieder überholt ist und durch noch korrektere Wortschöpfungen wie „erfahrene Menschen“ ersetzt wird – als ob es unter 65-jährigen Jungspunden halt noch an Erfahrung fehlen würde. Besonders delikat wird es jeweils, wenn über die Fahrfähigkeit diskutiert wird. Seit 1976 wird diese in einer vertrauensärztlichen Kontrolluntersuchung (in der Regel vom Hausarzt) ab dem 70. Altersjahr gesetzlich verpflichtend alle zwei Jahre abgeklärt. Diese Pflicht sei vielleicht nicht sehr beliebt, aber doch allseits akzeptiert, zitiert René Künzli eine Umfrage unter Senioren. Künzli ist Gründer und Präsident der „terzStiftung“, einer seit 2008 aktiven Institution, welche eine „neue, generationengerechte Vision des Alterns in der Schweiz mitgestalten“ will.

Ab 70 zwingend
Künzli hatte in einer Petition gefordert, die Alterslimite für den medizinischen Check von 70 auf 75 Jahre zu erhöhen. Untersuchungen ab 70 wurden jedoch im Rahmen der Debatte über „Via sicura“ im eidgenössischen Parlament letzten Winter bestätigt.
Das Thema Mobilität im Alter bleibt René Künzli aber wichtig, und weil seine Stiftung viel Wert auf Eigenverantwortung legt, bietet sie neuerdings ein Werkzeug an, mit dem sich Senioren selber ein Bild von der eigenen Fahrfitness machen können.
Das geschieht in Form diverser Tests, zugänglich für alle über Internet (www.sicher-mobil.ch). Da sind unübersichtliche Verkehrssituationen zu erfassen oder in einem anderen „Spiel“ auf optische und akustische Reize geschwind zu reagieren. Da muss man verzwickte Vortrittsprobleme lösen. Oder in Windeseile den Ausgang aus einem Labyrinth finden.
Dass die Tests nur für Leute mit Computer und Internetanschluss zugänglich sind, sieht man bei der Stiftung angesichts steigender Onlinenutzung der Pensionäre nicht als Problem.

Unterstützung
Das Engagement der terzStiftung wird vom Fonds für Verkehrssicherheit unterstützt, im Patronatskomitee der Kampagne machen Leute wie Felix Gutzwiler, Ständerat und Präventivmediziner, und Marc Surer, Ex-Rennfahrer und Chefinstruktor Test und
Training tcs, mit.
Auch die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) steht der Kampagne positiv gegenüber. Direktorin Brigitte Buhmann betont, dass die Senioren im Strassenverkehr keine Problemgruppe darstellen, zumal sie sich äusserst gesetzestreu verhielten. Anderseits ziehen sich laut jüngster bfu-Statistik (Sinus-Report) die über 65-Jährigen relativ gesehen leicht mehr schwere Verletzungen zu als die Altersgruppe von 25 bis 64, trotz geringerer Fahrleistung und bewusster Risikovermeidung.

Training nützt
Weil das Thema Fahren im Alter aufgrund der längeren Lebenserwartung und der demographischen Entwicklung an Bedeutung zunimmt, wird diesbezüglich auch vermehrt geforscht. Dabei kommen die Experten meist zum selben Schluss: Besonders gegen die Abnahme der kognitiven Fähigkeiten (Aufmerksamkeit, Informationsverarbeitung
und geistige Flexibilität) lässt sich etwas tun.
So verbesserte sich in einer deutschen Studie das Fahrverhalten von über 70-Jährigen nach einer begleiteten Trainingsfahrt deutlich – ihr Niveau erreichte mit relativ wenig Übung jenes einer Vergleichsgruppe von 40- bis 50-Jährigen.

Hirngymnastik
Am Psychologischen Institut der Uni Zürich wiederum machte ein Doktorand mit Senioren Trainings an einem Fahrsimulator. Er konnte danach sowohl höhere Hirnaktivitäten wie auch bessere Noten in einer praktischen Fahrprüfung nachweisen. Der Schluss liegt nahe: Wer was tut, bleibt länger automobil.

PS. Der Autor, zarte 48 Lenze zählend, schaffte bei keinem der Tests von www.sicher-mobil.ch auf Anhieb Bestnoten. Übung brachte aber Besserung. Also: Nicht zu früh die Flinte ins Korn werfen.

Quelle: Automobil Revue

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4 Kommentare
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Dr. Thomas Meyer
7. Februar 2013 10:37

@ Ilse Czamek: Der Fachjournalist Daniel Riesen, 48 Jahre alt, ist bei der Automobil Revue zuständig für Politik, Ratgeber und Tests. Neben PW testet er auch (schwere) Motorräder. Dankenswerter Weise dürfen wir den Artikel aus der Automobil Revue über die Vorstellung der Internet-Plattform sicher-mobil.ch hier nochmals veröffentlichen.

Ilse Czamek
2. Februar 2013 5:55

Schade, dass hierzu kein Profil von Daniel Riesen eingerückt ist, wie z.B. im Register „Finanzen“.
Für mich als langjähriger Taxichauffeuse wäre eine Aufgabe für die terzStiftung, statt sich gegen die Diskriminierung älterer Jahrgänge als Fahrzeuglenker zu wehren, den Fokus auf die Einführung sehr notwendiger turnusmässiger Wiederholungskurse für sämtliche Automobilisten zu legen. Jeder Berufschauffeur sieht im Lauf seines Arbeitstages eine aus Geistesabwesenheit entstandene gefährliche Situation, aufgrund derer eine sofortige einstweilige Aberkennung der Fahrtauglichkeit angeraten wäre.
Und es würde jeder/m Älteren nicht schaden, sich Gedanken zu machen, wann es ohne Auto ginge, schon um den überbordenden Individualverkehr zu reduzieren, aber auch um sich von der Auto-Abhängigkeit freiwillig zu lösen. Auch entschleunigt kann man der Menschheit noch dienen…

Jean Ph. Mundorff-Erlacher
1. Februar 2013 16:18

Die Tests sind zudem auch noch spannend und interessant zugleich. Man lernt dabei, dass auch wenn man sich noch top fit fühlt man sich anstrenngen muss um die Bestnote zu erhalten.

Heinz Moser
2. Februar 2013 11:03

Ich finde die Gelegenheit zu Tests sehr gut. Wie komme ich zu den Tests?