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Mental im Gleichgewicht

Autorin: Regula Brunner, Mentaltrainerin | Foto: iStockphoto

Grübelfilme im Kopf belasten, verkrampfen, blockieren und lenken uns ab. Sie rauben uns viel Energie und oftmals auch Lebensfreude. Es liegt jedoch an uns, den „Gedankenmüll“ zu entsorgen, um mental ausgeglichen und zufrieden leben zu können. Mental, ein viel zitierter Begriff! Was steckt dahinter?

Mental im Gleichgewicht

Mental im Gleichgewicht

Der Begriff „mental“ stammt vom mittellateinischen „mentalis“ und bedeutet „geistig“, in Gedanken, in der Vorstellung vorhanden. Gedanken bestehen aus Wörtern und Bildern im Kopf. Jedes Wort und jedes Bild beeinflusst sowohl die Stimmung/Gefühlswelt als auch das Verhalten von uns Menschen, das ist wissenschaftlich erwiesen. Unsere Denkweisen und Vorstellungsbilder sind entscheidend, ob wir durchhalten oder aufgeben, gewinnen oder verlieren, auf neue Herausforderungen zugehen oder die äusseren Umstände beklagen. Unsere Denkweisen und unsere Vorstellungsbilder haben auf unser Wohlbefinden und unseren Erfolg viel bedeutenderen Einfluss als äussere Umstände. Daher lohnt es sich, die eigenen Denkmuster einmal unter die Lupe zu nehmen.

Hinderliche Denkmuster
Gehören Sie zu jenen Menschen, die bei der Ampel immer Rot antreffen? Dann sind Sie wirklich ein Pechvogel, dass die Ampel immer dann auf Rot schaltet, wenn Sie vorfahren! Oder Sie sind ganz einfach selber schuld, dass sie immer dann vorfahren, wenn die Ampel auf Rot umstellt? Immer trifft es Sie, Sie kennen das! Oft hindern uns solche Denkmuster und Glaubenssätze daran, das zu erreichen, was wir uns für unser Leben wirklich wünschen und wollen. Sie halten uns in negativen Gefühlen und Verhaltensweisen fest, weil wir die Brille aufsetzen, durch die wir die Welt betrachten. Stimmungswechsel gehören zum Leben wie die Atmung. So können Hindernisse wie Ängste, unbewältigte Konflikte, Missverständnisse, Bewertungen, Verlust des Arbeitsplatzes, Tod eines lieben Menschen, ein Unfall oder Krankheit Niedergeschlagenheit bis Depression auslösen. Im Unterschied zu Menschen mit automatisierten negativen Gedanken zeigt sich dabei jedoch, dass sich Menschen mit konstruktiven Denkmustern viel schneller von Schicksalsschlägen oder Niederlagen erholen. Weshalb? Weil Menschen mit negativen Denkmustern viel und lange über ihren Misserfolg nachdenken (grübeln), sich meist selbst die Schuld geben und glauben, dass sich die Dinge auch in Zukunft für sie schlecht entwickeln werden. Negativ denkende Menschen schliessen aus einem negativen Erlebnis auf Allgemeines. In Bezug auf die Ampel bedeutet dies, dass Sie ab und zu bei Rot anhalten müssen, aber noch lange nicht immer. Im Gegenzug werten diese Menschen ein positives Erlebnis als einmaligen Glücksfall. Gedanken dieser Art sind irrational und verzerrt und sollten umstrukturiert werden. Lohnt es sich im Alter noch, fragen Sie sich vielleicht? Und ob!

Was Hänschen nicht gelernt hat, das lernt Hans!
Das Fundament für das Gefühl von Hilflosigkeit wird zwar oft schon in der Kindheit gelegt, wie etwa durch wiederkehrende Entmutigung, traumatische Erlebnisse oder unberechenbares Verhalten von Bezugspersonen. Weiter kann es dadurch entstehen, dass nie die tolle Erfahrung gemacht werden durfte, etwas für sich selbst zu erreichen. Hilflosigkeit kann aber auch im späteren Leben noch „gelernt“ werden. Wenn z.B. bei der Arbeit jede Eigeninitiative abgeklemmt und dadurch Passivität produziert wird. Interessant dabei ist jedoch, dass die Hilflosigkeit kein unveränderlicher Charakterzug eines Menschen ist, sondern dass es sich tatsächlich um eine erlernte Eigenschaft handelt. Um eine Eigenschaft, die der Mensch auch wieder „verlernen“ kann. Dass es nie zu spät ist für eine „gute“ Kindheit, beweisen viele Beispiele aus meiner praktischen Arbeit.

„Miss Erfolg“ statt Misserfolg
Menschen mit konstruktiven Denkmustern schliessen nicht aus einem negativen Einzelerlebnis, dass das den Anfang vom Ende bedeutet. Sie sehen den Fehler, den Misserfolg, sind aber überzeugt, dass sie es beim nächsten Mal besser machen werden. Sie orientieren sich an ihren Erfolgen und an Stärken und werten diese somit auf. Dadurch verspüren sie ein Gefühl von Selbstvertrauen, Souveränität und innerer Ruhe. Wichtige Fähigkeiten für einen ausgeglichenen Mentalzustand. Auf die Ampel bezogen würde dieser Typ Mensch kaum über Rotphasen grübeln.

Schöne Gedanken machen schöne Gefühle
Falls Sie sich beim Grübeln ertappen, empfehle ich Ihnen als Übung, in Ihren Fotoalben zu blättern! Dabei können Sie wahrnehmen, was ein Erinnerungsbild in Ihnen bewirkt. Es kann aufwühlen und längst vergangene Zeiten aufleben lassen. Die Gefühle können so stark sein, als ob das Ereignis erst gestern gewesen wäre. Genau dies können Sie mental, also in Gedanken erreichen. Gedanken lösen, wie eingangs erwähnt, Gefühle aus. Je nachdem, in welchem „geistigen Album“ Sie blättern, schüttet Ihr Gehirn Glückshormone aus. Sie fühlen sich gut. Blättern Sie ruhig öfter mal in Ihren realen und mentalen Glücksalben.

Hilfe zur Selbsthilfe
Mentale Techniken basieren auf Erkenntnissen der Verhaltens- und Tiefenpsychologie sowie der modernen Gehirnforschung, welche die Wechselwirkungen zwischen geistigen, emotionalen und biochemischen Prozessen im Menschen nachweisen konnte. Jeder Gedanke, jede Vorstellung bzw. Imagination und jedes Gefühl hat die Erzeugung einer spezifischen Kombination unterschiedlicher biochemischer Botenstoffe zur Folge. Diese Botenstoffe wirken wiederum auf das geistige und emotionale System des Menschen zurück. So kann z.B. eine emotionale Stimmung eine körperliche An- oder Entspannung nach sich ziehen und umgekehrt. Die o.a. Wechselwirkungen werden mit mentalen Techniken optimal genützt. Jede Person kann in einem Mentalcoaching/-training lernen, die Gedanken zielgerichtet und bewusst zu lenken und den Fokus auf Lösungen zu richten. Durch ausreichende Wiederholung kann neuer Handlungsspielraum erkannt und eine nachhaltige Veränderung herbeigeführt werden.
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1 Kommentar
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Carola Kanne
1. Dezember 2023 13:50

Ein sehr guter Beitrag und er motiviert mich wieder mal in meinen Glücksalben zu blättern