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Lückenbüsser

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Die Zahnlücke der Erstklässlerin ist für die ganze Verwandtschaft ein beliebtes Fotosujet. Die Kleine ist stolz darauf. Sie weiss ja, dass der Zahnwechsel normal ist.

Der Neue ist bereits sichtbar. Einen Zahn zu verlieren, sei es beim Sport, durch einen Unfall oder altersbedingt, wird erst in späteren Jahren als störend empfunden. Dank der modernen Technik kann dieser Schönheitsmakel heute rasch behoben werden.

Beim Jassen würde ihn keiner ersetzen können. Mit seiner jahrelangen Routine war er davon überzeugt. Das machte ihn stolz und gab ihm zu seinen Spielgefährten ein Heimatgefühl. Er sollte sich täuschen. Nach seinem Weggang war sofort ein Ersatzmann zur Stelle und wurde willkommener Vierter im Bunde.

Sie war im Wanderverein für das Protokoll zuständig. Sehr zur Freude aller Mitglieder war ihr Bericht zum Jahresabschluss jeweils gespickt mit vielen amüsanten Details aus den einzelnen Monatswanderungen. Nun hat sie altershalber ihr Ämtli abgetreten und sie muss neidlos anerkennen, dass sie eine würdige Nachfolgerin gefunden hat.

Niemand ist unersetzlich. Diese Erkenntnis muss nicht schmerzhaft sein. Es gibt doch auch ein Glücksgefühl, dass etwas, das wir mitgeprägt haben, weiterdauert. Es könnte auch eine Lehre dafür sein, die eigene Person nicht zu überschätzen.

Der Ausdruck «Lückenbüsser» hat etwas Abwertendes. Wenn ich in letzter Minute für einen erkrankten Freund einspringe, ist das doch ein Liebesdienst. Gemäss Google wird das Unwort auch kaum mehr verwendet.

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