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Leben an der Armutsgrenze

Leben an der Armutsgrenze

Margareta Annen-Ruf, Mitglied terzRedaktion

In unserem Land leben viele Rentner und Rentnerinnen in prekären finanziellen Verhältnissen. Manchen reicht das Geld kaum für das Essen und für notwendige medizinische und pflegerische Leistungen. Diese Realitäten wollen zur Schweiz, als einem der reichsten Länder der Welt, nicht passen.

Leben an der Armutsgrenze
Leben an der Armutsgrenze

Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) lebten Ende 2017 in unserem Land 322 800 Personen beziehungsweise rund 16 Prozent der AHV- sowie IV- Rentner- und Rentnerinnen, die Ergänzungsleistungen erhalten haben. Menschen, die wesentlich zum heutigen Wohlstand beigetragen haben, deren Einkünfte im Alter – AHV und Rente aus der 2. Säule – jedoch nicht oder nur knapp reichen, um über die Runden zu kommen. Zu den Gründen gehören etwa Arbeit in Niedriglohnbereichen und mit Erwerbsunterbrüchen (vor allem Frauen), Arbeitsplatzverlust oder auch Krankheiten.

Manche Senioren und vor allem Seniorinnen haben deshalb aus der, erst seit 1984 obligatorischen 2. Säule – Berufliche Vorsorge (BVG) – nur eine kleine Rente, wenn sie überhaupt eine haben. Davon abgesehen wird auf den Renten der 2.Säule seit Jahren keine Teuerung mehr ausbezahlt. Die dadurch bedingte finanzielle Einbusse summiert sich und ist über die Jahre gesehen nicht unerheblich. Zudem fehlen auf dem alle zwei Jahre erfolgenden Teuerungsausgleich der AHV die wesentlichen Kostentreiber wie Mieten und Krankenkassenprämien.

Finanzielle Probleme haben aber auch ältere Menschen, deren Einkommen über dem Existenzminimum liegt und die daher keinen Anspruch auf Ergänzungsleistungen haben (Schwelleneffekt). An Gründen genannt sind etwa hohe Steuern, hohe Mieten, vor allem in den Städten und Agglomerationen, hohe Krankenkassenprämien und sonstige Gebühren aller Art. Hinzu kommen die mit dem digitalen Aufwand verbundenen Kosten – Anschaffung digitaler Geräte, Netzanschluss und Netzbetrieb, Schulung, fachliche Unterstützung bei Problemen. Personen, welche die Online-Dienste nicht nutzen oder eben aus Kostengründen nicht nutzen können, drohen von wichtigen Informationen und Dienstleistungen ausgeschlossen zu werden. Nutzer von Offline-Diensten und Angeboten werden zudem finanziell benachteiligt. Das Geld für das Essen, notwendige medizinische und/oder pflegerische Leistungen sowie für gesellschaftliche Teilhabe, reicht kaum. Die Folgen: Es droht Vereinsamung und nicht selten Verwahrlosung. Leben an der Armutsgrenze im Alter? Eine Realität, die betroffen macht und nicht vereinbar ist mit dem Bild der Schweiz als einem der reichsten Länder der Welt.

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