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Lasst uns den kleinen Unterschied

Autorin: Annemarie Golser, terzExpertin

Die veränderten Geschlechterrollen in den modernen Gesellschaften betrachtet die Autorin unter dem Gesichtspunkt der Gleichmacherei.

Annemarie Golser

Annemarie Golser

…in den Bewegungen des Mädchens lag etwas so Bezauberndes, Zärtliches, Spöttisches und Liebliches… (Turgenjew). Heute lächeln wir über das Frauenbild, von dem die Dichter der Romantik so blumig schwärmten. Natürlich wünschen wir uns die Zeit der Korsetts und Riechfläschchen nicht zurück. Leider ist aber von der Anmut und der Eleganz der damaligen Weiblichkeit nicht mehr viel übrig geblieben, bedingt auch durch die ach so bequeme Hosenmode. Gerade die jungen Frauen demonstrieren mit knalligen Absätzen und forschem Schritt ihre Selbstsicherheit. In einem Magazin wurden sie vor kurzem von einem Unternehmensberater mit dem Aufruf: „Macht es wie die Männer“ zu (noch) mehr Arroganz ermuntert. Das mag der beruflichen Karriere förderlich sein, als Lebenshaltung ist diese unsympathische Eigenschaft doch eher nicht empfehlenswert. Längst haben die Frauen ja jede Männerbastion gestürmt. Sie chauffieren 40-Tönner, arbeiten als Kaminfegerinnen, und in der Blaskapelle sind sie bald in der Überzahl. Mit der wohl vor allem von den Frauen angestrebten Gleichmacherei gehen Werte verloren. Es sind doch gerade die Unterschiede in der Denkweise und der Gefühlswelt, die das Zusammenleben der Geschlechter bereichern, anregend und spannend machen.
Jetzt im Alter stelle ich fest, dass auch die Männer es wagen, in Gruppen mitzumachen, in denen die Frauen anzahlmässig dominieren. Das Verhältnis ist heute entspannter, unverkrampfter als in früheren Jahren. Ich erlebe die Kollegen als interessante Gesprächspartner und gute Zuhörer. Die „Rollenverteilung“ ist übrigens ganz traditionell. Die Männer sind gerne für das „Grobe“ zuständig. In der Turngruppe betreuen sie das Material, nach der Singprobe des Seniorenchors stapeln sie mit viel Getöse und sichtlichem Vergnügen die Stühle und beim Wandern bieten sie jederzeit einen hilfreichen Arm. Wir älteren „Damen“ lassen uns das gerne gefallen und backen dafür fürs Zvieri.
„Denn wo das Strenge mit dem Zarten, wo Starkes sich und Mildes paarten, da gibt es einen guten Klang.“
Ob in diesem Schillerwort nicht doch ein Körnchen Wahrheit liegt?

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