fbpx

Kontaktsperren sind nicht hinnehmbar

Autor: René Künzli, terzStiftung

Die gemeinnützige terzStiftung setzt sich für ein positives Altersbild in der Gesellschaft ein. Darum will sie insbesondere auch zu gesellschaftlichen und sozialpolitischen Fragen öffentlich Stellung beziehen – mit diesem Standpunkt zum Thema „miteinander in Kontakt sein“:

Mit Blick auf die zunehmende Singularisierung der Gesellschaft ist es unvermeidlich, die zwischenmenschlichen Kontakte wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Denn trotz des 50plus-Booms, der seit geraumer Zeit zu beobachten ist, tut eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Altersbildern in der Gesellschaft nach wie vor Not. Das Bild vom Alter ist dafür entscheidend, wie man mit Älteren umgeht, ob soziale Kontakte positiv oder negativ gestaltet werden. Ist von älteren Menschen die Rede, dominiert häufig die Sicht auf Defizite.

René Künzli

René Künzli, Präsident der terzStiftung

Beschämende Reaktionen sind unannehmbar
Mit dem demographischen Wandel nimmt der Anteil älterer Menschen zu, die an einer psychischen Erkrankung leiden. Neben Demenz gewinnt auch die Altersdepression stark an Bedeutung. Die Folgen solcher Erkrankungen können gravierend sein: Risiken wie Verwahrlosung oder gar Suizid sind sehr hoch. Sie stellen die Mitmenschen zweifellos vor grosse Herausforderungen. Damit verbunden ist auch ein eindringlicher Appell an die Gesellschaft: Welche Haltung nimmt jemand gegenüber der „Schrulligkeit“ oft hochbetagter Menschen ein? Lassen wir es zu, dass desorientierte ältere Menschen „zum Gespött von Verwandten und Passanten werden“? Lassen wir es zu, dass ältere Menschen aufgrund von „Sticheleien und Ausgelacht-Werden zusätzlich in die soziale Isolation getrieben werden“? Aus Sicht der terzStiftung sind derart beschämende Reaktionen nicht hinnehmbar.

Den demographischen Wandel in einer angemessenen Wertekultur generationengerecht und generationenverträglich zu gestalten ist eine grosse gesellschaftspolitische Herausforderung. Wir hoffen und setzen uns voll dafür ein, dass die Würde ganz besonders von desorientierten alten Menschen nicht verletzt wird.

Mit seinen Mitmenschen positiv in Kontakt
Trotz dieser Beispiele sollte folgende Tatsache nicht unerwähnt bleiben: Noch lange nach der Pensionierung schätzt die überwiegende Mehrheit der älteren Bevölkerung in der Schweiz ihre eigene Gesundheit als gut oder sehr gut ein. Erst Hochbetagte leiden stärker unter gesundheitlichen Einschränkungen oder gar Multimorbidität. Dies zeigt u.a. der Bericht über „Gesundheit im Alter“ des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich in aller Deutlichkeit auf. Er weist auch auf den Zusammenhang zwischen selbstbestimmtem Leben, sozialen Kontakten und gesundheitlichem Wohlbefinden hin. Das Defizitmodell des Alters ist damit endgültig in die Abstellkammer der Geschichte verbannt. Der Bericht bestätigt alle, die im Alter die Chance sehen, ohne den Zwang zur Erwerbstätigkeit seinen Neigungen und Interessen nachzugehen oder neue zu entwickeln. Wer diese Chancen ergreift, bewahrt sich seine Selbständigkeit und bleibt nachweislich länger gesund und mit seinen Mitmenschen positiv in Kontakt.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments