Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Annemarie Golser

Mein Premium Grosstastentelefon funktioniert plötzlich nicht mehr. Sicher nicht etwa aus Altersgründen. Ich besitze es erst seit einem halben Jahr. Beim Kundendienst meldet sich eine Computerstimme:

«Wenn sie die Auskunft in Deutsch wünschen, drücken sie die Taste eins, wenn es ums Gerät geht, die Taste zwei, die Buchhaltung erreichen sie mit der Taste drei. Für Studienzwecke wird dieses Gespräch aufgezeichnet. Wir bitten sie um Geduld. Alle unsere Mitarbeiter sind im Augenblick besetzt.» Ungefragt ertönt Musikalisches. Die Zeit verstreicht. Die Problematik um dieses, gemäss Betriebsanleitung hochwertige, multifunktionale, und zukunftssichere Mobilteil, ist offenbar grösser als angenommen. Ein Trost für die aufgezwungene Digitalisierung?

Trotz der unerwünschten Musik erinnert mich die Situation an den legendären Sketch von Kabarettist Ces Keiser mit seinem Anruf nach Bünzen. Der Appell an meine Geduld kommt noch mehrfach. Endlich meldet sich ein lebendiges Wesen. Der Schnellsprecher am anderen Ende der Leitung gibt Anweisungen, deren Terminologie auch jüngere Kunden verwirren könnten. Überfordert bin ich technisch auch damit, mit der linken Hand drei Tasten gleichzeitig zu drücken und mit der rechten eine. Auch der Hinweis, den Internetzugang zehn Minuten zu unterbrechen, bringt nichts. Ich bin jetzt ohne Resultat eine Dreiviertelstunde am Zweitapparat. Entnervt lege ich auf. Schliesslich versuche ich es mit unserem Dorfelektriker, der immerhin Telekommunikation im Logo trägt. Er prüft das Teil und kommt zum Schluss: «Die Elektronik ist raus.» Ich wünsche mir die Buschtrommeln zurück. Resigniert lege ich das Gerät neben die Basisstation – und vergesse es für mehrere Stunden.

Oh Wunder, der Spuk ist vorbei. Alle die in der Anleitung aufgeführten Funktionen stehen mir wieder zur Verfügung. Dabei will ich ja nur telefonieren. Offenbar braucht auch die Elektronik eine Auszeit.