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Im ÖV auch Bedürfnisse der Menschen einbeziehen

Autorin: Margareta Annen, Redaktion terzMagazin

Die Schweiz hat einen gut ausgebauten öffentlichen Verkehr. Mit Bus, Tram und mit der Bahn sind Menschen jeden Alters unterwegs. Doch Zug- und vor allem Busfahren ist für die Passagiere, besonders für Seniorinnen und Senioren, gefährlich. Das hat verschiedene Gründe.

Busfahren ist für Senioren gefährlich.

Wie neueste Zahlen des Bundesamtes für Verkehr zeigen, nehmen die Verletzungen im Öffentlichen Verkehr ständig zu. Pro Tag verunfallen durchschnittlich zwei Passagiere, teilweise schwer. Etwa zwei Drittel der Unfälle und Verletzungen entfallen dabei auf die Busse und das andere Drittel auf die Bahn. Dass dabei ältere Menschen – aber auch Menschen mit einer Behinderung – besonders gefährdet sind, erstaunt nicht. Als Gründe genannt werden etwa ruckartiges Stoppen und wieder anfahren der Busse, zu frühes Aufstehen der Passagiere vor einer Haltestelle und sich nicht Festhalten an den dafür vorgesehenen Haltevorrichtungen – sofern letzteres möglich ist.

Ein anderer, nicht zu unterschätzender «Gefahrenfaktor» sind der stets dichtere Fahrplan und damit verbunden die stets knapperen Umsteigezeiten. Umsteigen vom Bus auf die Bahn, von einem Bus auf einen anderen Bus oder, und das vor allem, von einem Zug auf einen anderen, bedingt oft einen «Schnelllauf». Kommt ein Zug noch mit zwei, drei Minuten Verspätung an und muss noch der Bahnsteig (Perron) gewechselt werden, stehen die Passagiere, die auf einen anderen Zug wechseln müssen, zwangsläufig früh, eben oft zu früh, auf. Besonders gefährdet sind dabei die Passagiere im oberen Deck der Doppelstockzüge. Die teilweise steilen Treppen erweisen sich, besonders mit Gepäck, als gefährliche «Sturzfallen», wenn der Zug bei der Einfahrt ruckartig stoppt. Nicht zu reden noch von den stets längeren Bahnsteigen, die zusätzlich Eile erfordern.

Nichts gegen Stressmanagement für Buschauffeure und /oder separate Busspuren und auch nichts gegen die erwähnten Empfehlungen für Passagiere zur Verhinderung von Unfällen. Doch all diese Massnahmen genügen nicht, wenn gleichzeitig das «immer schneller» weiterhin der alleinige Verkehrsmassstab ist und bleibt. Die Berechnungen am Schreibtisch beziehungsweise dem Computer sind das eine, die realen Gegebenheiten und Bedürfnisse der Menschen das andere. Letztere müssen deshalb in die Verkehrsplanungen einbezogen werden, um das Unfallrisiko von Passagieren – nicht nur von Senioren und Menschen mit einer Behinderung oder Mütter /Väter mit Kindern –  zu minimieren.

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