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Im Dialog das gegenseitige Verständnis der Generationen füreinander fördern

Autor: Christian Lohr, Nationalrat CVP und Mitglied der Gönnergemeinschaft

Solidarität und Eigenverantwortung gehören zusammen, weil sie das Bewusstsein für den Gemeinschaftssinn fördern. Davon ist der Autor überzeigt, dessen Leben durch die Contergan-Behinderung eine besondere Prägung erfahren hat. Er vertritt den Kanton Thurgau als Mitglied der CVP-/EVP-Fraktion im Nationalrat in Bern.

Christian Lohr

Christian Lohr

Der gesellschaftliche Zusammenhalt wird zunehmend wieder an Bedeutung gewinnen. Diese These mag für viele im Widerspruch zur Entwicklung stehen, dass es in unserem Gemeinwesen der Solidaritätsgedanke immer schwerer hat, sich gegen den stetig wachsenden Individualismus zu behaupten. „Ich mache wie und wann ich will“, scheint ein Lebensmotto zu sein, das Freiheit und Unabhängigkeit vermeintlich verspricht. Die Realität belegt, dass dieser Ansatz weder sozial noch volkswirtschaftlich zum Ziel führt. Künstliche Abgrenzungen der Lebensphasen Jugend, Erwerbstätigkeit und sog. 3. Lebensabschnitt harmonieren seit geraumer Zeit nicht mehr mit steigender Bildungsmöglichkeit, flexibler Gestaltung der Erwerbstätigkeit und einer stetig höheren Lebenserwartung dank Gesundheitsprävention und medizinischen Möglichkeiten.

Innere Grundhaltung
Der Dialog, den wir miteinander führen, in Beziehungen, bei der Arbeit, im kulturellen Schaffen, im Sport oder wo auch immer, er entscheidet über Lebensqualität, ja um es zeitgemässer zu formulieren, auch über den nachhaltigen Erfolg des Zusammenseins und -wirkens. Den Gemeinschaftssinn zu fördern, das hat sehr viel mit unseren inneren Grundhaltungen zu tun. So empfinde ich es als überaus bereichernd, dass wir Menschen alle unsere Besonderheiten haben. Mir widerstrebt eine Gleichmacherei.
Wofür wir uns jedoch stark machen sollten, sind die gleichen Rechte für alle. Der gegenseitige Respekt, Offenheit und Toleranz mit einer ethischen Ausrichtung, sie bilden den Leitfaden. Wie im Sport ist es eine Selbstverständlichkeit, auch im gesellschaftlichen Zusammenleben klare Spielregeln zu akzeptieren. In einem Team, in einer Familie, in der Gemeinschaft geht es darum, dass sich alle einbringen müssen, aber auch können. Zueinander bewusst Sorge zu tragen, gehört auch zu diesem Auftrag, den wir haben.
Bei den vielen allzu lautstark eingeforderten Partikularinteressen geht im politischen Alltag oft der Blick in die Tiefe oder eben in die Weite verloren. Ich vermisse das gesellschaftliche Bemühen, auch wirklich sozial nachhaltige Entscheide zu treffen. Die Rücksichtnahme auf die Umwelt gehört selbstredend dazu. Weiterzudenken ist ein Gebot der Fairness. Und wenn wir dies tun, dann ist der zentrale Bereich die konsequente Umsetzung des Generationenvertrages. Dieser bringt unserer Gesellschaft viele, aber auch notwendige Chancen für eine sozial verantwortbare Zukunft. Aus dem Grundverständnis heraus, dass alle Generationen im Zusammenspiel für unsere Gemeinschaft wichtig sind, ist es ein zentrales Anliegen, das gegenseitige Verständnis füreinander wieder weiterzuentwickeln. Die Jugend verdient Unterstützung in Form von Bildung. Die im Arbeitsprozess befindliche Generation ist mit Rahmenbedingungen zu fördern, die die Lebensqualität erhalten. Ältere Menschen müssen gesellschaftlich und sozial integriert bleiben und sollen ihre Erfahrungen und Kompetenzen einbringen können. Betagte haben eine würdevolle Betreuung zu erfahren. Anders gesagt liegt die Lösung im Zusammenspiel und in der Berücksichtigung der aktuellen gesellschaftlichen Gegebenheiten. Künstlich gesetzte Lebensabschnitte sind mit Bedacht zu revidieren.

Fairness als Voraussetzung
Ein Generationenvertrag kann nicht kurzfristig angelegt sein. Er orientiert sich an einem reiferen Denken. Die gesellschaftlichen Aufgaben werden im Umfeld einer zu bekämpfenden Ausnützermentalität nicht kleiner werden. Es bedarf deshalb Lösungen, die von Fairness als Voraussetzung geprägt sind. Solidarität und Eigenverantwortung gehören zusammen, weil sie das Bewusstsein für den Gemeinschaftssinn fördern. Gehen wir deshalb gezielt den Weg zurück zum gelebten Generationenvertrag in eine dem heutigen Zeitgeist entsprechende Zukunft.

www.lohr.ch

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