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Gratwanderung zwischen Vor- und Nachteilen der Digitalisierung

Margareta Annen

Margareta Annen

Autorin: Margareta Annen, Mitglied terzRedaktion

Die digitalen Kommunikationsmittel sind aus unserm Leben nicht mehr wegzudenken. Modernste Assistenzsysteme sollen künftig ältere Menschen unterstützen, damit sie so lange wie möglich selbstbestimmt zu Hause leben können.

Doch wie schmal ist der Grat zwischen Unterstützung einerseits und dem Verlust an eigenen Kapazitäten anderseits? Weil sich in jüngster Zeit das Lesevermögen der schwedischen Kinder und Jugendlichen drastisch verschlechtert hat, sie einfache Texte in Zeitungen nicht mehr  verstehen, hat die schwedische Regierung für den Herbst Leseferien verordnet. Das stark nachlassende elterliche Vorlesen am Abend, die intensive Nutzung von sozialen Online-Netzwerken und von Smartphones sind als Hauptursachen der plötzlichen Leseschwäche ausgemacht.
Ein Beispiel das zeigt, dass der Umgang mit den modernen Technologien eine Herausforderung ist. Einerseits bieten sie etwa vielfältige neue Formen der Kommunikation und eine breite Palette benutzerfreundlicher Produkte sowie Dienstleistungen, die das Leben erleichtern. Anderseits  stellt sich die Frage, ob und wie weit wir mit  der fortschreitenden Digitalisierung all unserer Lebensbereiche, immer mehr an eigenen Ressourcen verlieren und von ihr abhängig werden.
Längst haben wir uns etwa an Lift, Rolltreppen, automatisch schliessende Türen und anderes mehr in öffentlichen Gebäuden und  im öffentlichen Raum gewöhnt. Und der  digitalen Hilfen werden immer mehr. Um was es sich  auch immer handelt, den Sport, den Verkehr oder  die Gesundheit,  ohne die modernen Kommunikationsmittel geht  bald gar nichts mehr.
Auch der private Bereich bzw. die Wohnungen sollen künftig mit modernsten Assistenzsystemen ausgerüstet werden  und  den Senioren und Seniorinnen ihren Alltag erleichtern, sicherer machen und  ihnen ein möglichst langes Verbleiben in der eigenen Wohnung ermöglichen. Dies bedeutet, dass die digitalen Helfer von den automatischen Lichtsensoren bis zur  automatischen Herdabschaltung und der Schlüsselsuche, all die im Alltag anfallenden Aufgaben und Tätigkeiten ausführen. Grundsätzlich ist gegen Massnahmen, die älteren Menschen ermöglichen, bis ins hohe Alter in der eigenen Wohnung  zu bleiben, nichts einzuwenden. Auch nicht. wenn damit der Eintritt in ein teures Alters- und Pflegeheim verzögert oder verhindert werden kann.
Doch auch mit modernster Technologie  ausgerüstete Wohnungen haben ihren monetären Preis. Vor allem jedoch fragt sich, ob es so erstrebenswert ist, dass unser Alltag immer mehr erleichtert wird? Denn es besteht das Risiko, dass wir damit  immer mehr von den eigenen physischen und psychischen Kapazitäten/Ressourcen an die Geräte bzw. Systeme  abgeben und  von ihnen abhängig werden.

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