Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

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Ich suche ein Gespräch und bin dankbar, wenn ich fühle, wenn ich jemanden treffe, der mitteilsam scheint. Das sind entgegen dem gängigen Klischee oft auch die Männer.

Ich setze mich zum alten Mann vor dem Altersheim. Er strahlt eine tiefe Ruhe aus. Seine bunte Strickmütze und das derbe Schuhwerk verraten, dass er in dieser eher städtischen Umgebung kein Bewohner sein kann. Es stellt sich heraus, dass er ein Besucher ist und im Berner Oberland lebt. Er hat seinen Betrieb in jüngere Hände übergeben und erkundet jetzt mit einem GA die Schweiz. Er erzählt von seiner harten Arbeit als Bergbauer. Man kann ihn sich vorstellen mit den schweren Heuballen auf den Schultern. Da ist aber nichts von Verbitterung, nur Dankbarkeit für das Leben in der Natur. Er habe immer wieder Ruhepausen eingelegt, um seine Umgebung auf sich wirken zu lassen. Dankbarkeit! ein wichtiges Stichwort.

Leo ist der lebende Beweis dafür, wie ungerecht Vorurteile sein können. Etwas beleibt, ist der Einzelgänger offensichtlich dem Bier zugeneigt. Niemand vermutet auf Anhieb, dass er ein Gesprächspartner sein kann, der anschaulich von seinem interessanten Leben, seinen Weltreisen, erzählen kann. Auch jetzt nach der Pensionierung ist er ein Frühaufsteher geblieben, fährt jeden Morgen mit dem Vorortszug in die nahe Stadt und wird dort zum Stadtgänger. Er hat sich auf diesen einsamen Märschen eine Lebensphilosophie angeeignet, in der vor allem Bewunderung und Dankbarkeit dominieren.

Tiere sind deale Objekte für den Einstieg in ein Gespräch. Der schön gezeichnete Golden Retriever ist mir vor seinem Besitzer aufgefallen. Der Hund ist zutraulich. Ich darf ihn streicheln. Tier und Mensch sind von ihrer alltäglichen Wanderung zurück und sitzen nun mit mir auf einer Bank am Waldrand. Als pensionierter Polizist verfügt der Witwer sicher über ein reiches Wissen von Gut und Böse der Menschheit, aber er ist immer noch geprägt von der auferlegten Schweigepflicht.

Dafür erfahre ich alles über den geliebten Vierbeiner, der mit einem Bettchen in jedem Zimmer des Hauses fast um die Umsorgung beneidet werden könnte.