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Gegensätze

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Kriege, Naturkatastrophen. Der Nachrichtensprecher muss viele Menschenverluste bekanntgeben. Mit der gleichen emotionslosen Stimme verkündet er die sportlichen Erfolgsmeldungen.

Auch nach einem chirurgischen Eingriff ist Bewegung gefragt. Die Wandermöglichkeiten sind im Spital auf den Korridor beschränkt. Aufschlussreich ist die Beschriftung der Zimmer. Auf der einen Seite prangt bei jeder Zimmernummer in Kursivschrift das Wort „privé“. Das Leiden der Patienten richtet sich doch nicht nach den Finanzen, und die Ärzte haben ja auch per Eid einer Gleichbehandlung zugestimmt. Ob der Unterschied nur beim Kulinarischen zu finden ist?

Das Wort Privat erinnert mich an die Strasse meiner Kindheit. Auf der einen Seite unsere biederen Dreifamilienhäuser, in jedem der Minigärtchen ein Zwetschgenbaum. Die Einrichtung war vorgegeben: hier der Tisch, dort das Sofa.

Auf der anderen Strassenseite residierten die Dorfhonoratioren in Villen: Der Arzt, der Oberlehrer, der Pfarrer. Nach einer eigenartigen Gesetzgebung gab es kaum eine Vermischung. Die Erwachsenen liessen es bei einem Gruss bewenden. Die Kinder der Privilegierten besuchten die Dorfschule nicht, und so kam es auch in der Freizeit nicht zu wünschenswerten Begegnungen.

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