fbpx

Fussgängerglück

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Annemarie Golser

Altershalber verzichten wir neuerdings aufs Autofahren. Eine schwere Entscheidung! Der unmotorisierte Alltag schafft Probleme. Die beliebten kurzen Ausflüge in die nähere Umgebung sind Geschichte. Das Einkaufen wird beschwerlicher. Das Märitwägeli, heute Trolley genannt, kommt zu neuen Ehren. Für Arztbesuche oder Seniorenanlässe, den Kirchgang, ist ein freiwilliger Fahrdienst in unserer Gemeinde gut organisiert. Um Helfer anzufragen braucht es aber noch Überwindung.

Ich erlebe mich neu als Fussgängerin im eingeschränkten Umfeld. Alles ist längst vertraut, und doch gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Die ersten Frühlingsboten in Nachbars Garten verdienen meine Beachtung. Im Schulhausteich haben wohl nicht alle Karpfen den Winter überlebt. Wie Spuren am Rande zeigen, hat der Bach eben noch Hochwasser geführt.  Im Sammelbecken beim Dorfeingang sitzt wiederum das Entenpärchen in schönster Eintracht.

Beim Gang ins Ladenzentrum kommt es immer wieder zu angenehmen Begegnungen, zu einem „Guten Tag“ Wünschen, zu Gesprächen mit Gross und Klein. Letzteres vor allem.
Da kommt eine schwarzgelockte kleine Schönheit auf mich zu und hält mit ihrem blinkenden Minitrottinett knapp vor meinen Füssen. „Bisch du aut?“ (Berndeutsch für alt) Eben noch war ich in Hochstimmung und jetzt diese Frage. Bin wirklich ich gemeint?
Wahrheitsgetreu sage ich „Ja“. „Wägerum bisch du aut?“ Weil ich schon lange auf dieser Welt bin. „Bisch du gärn aut?“ Die eben angerückte Mutter des Mädchens bewahrt mich vor einer schwierigen Antwort.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments