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Führung im Parlament

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

In das Parlamentsgebäude erhalten die Besucher Zutritt nur mit Vorschriften.

Der 17-jährige Enkel interessiert sich für die Geschichte seiner Heimat. Er wünscht sich eine Besichtigung des Parlamentsgebäudes. Es ist für mich eine Ehre, dass er mich als Begleitung auserwählt. Mit den Tickets gibt es begreiflicherweise Regeln für den Zutritt. Die „angemessene Kleidung“ scheint selbstverständlich. Bauchfrei ist ja nicht mehr in. Der Junior trägt gar einen dunklen Anzug, was mich amüsiert und berührt. Für das „korrekte Verhalten“ haben wir ja in den Parlamentariern leuchtende Beispiele. Mit dem angeforderten amtlichen Ausweis wird es für mich schwierig. Da ich seit Jahren   geografisch keine Grenzen mehr überschreite, fehlt mir eine aktuelle Identitätskarte. Ich besitze zwar den SwissPass für die Bahn, den AHV-Ausweis, das Krankenkassen­kärtli und eine Niederlassungs­bewilligung. Alles nutzlos in diesem Falle. Rot sehe ich auch bei der Androhung des Metalldetektors, der sicher nicht mit meinem Herzschrittmacher kompatibel ist. Eine telefonische Anfrage beim Spital bestätigt meine Befürchtung. Muss mein Junior also die heiligen Hallen alleine betreten? Wie so oft im Leben löst sich alles in Wohlgefallen auf. Meine alte ID wird problemlos akzeptiert. Offenbar ist das Passbild zeitlos. Nur die Tasche und die Jacke passieren den Detektor. Ich komme zu meiner ersten und hoffentlich letzten Leibesvisitation. Wir geniessen eine kompetente Führung durch eine kluge und humorvolle Frau und vernehmen in dieser ehrfurchtgebietenden Umgebung witzige Details. Wir haben alles recht gemacht. Wir haben uns in der Wandelhalle nicht gesetzt, keine Parlamentarier angesprochen, das Handy ausgeschaltet.

Neuerdings lächeln unsere sieben Bundesräte mit dem Kanzler zusammen von meinem Kaminsims. Das aktuelle Foto als Souvenir.

„Es ist ein gutes Gefühl, Schweizer zu sein“. Das Schlusswort des jungen Mannes.

Für unser nächstes  Unternehmen möchte ich eine weniger komplizierte Vorgeschichte.

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