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Fit für die Altersarbeit der Zukunft?

Autor Christoph Künzli, Mitglied des Stiftungsrats

Die Entwicklungen im Gesundheitswesen setzen den Patienten und Kunden künftig noch stärker ins Zentrum. Dabei werden personalisierte Dienstleistungen vermehrt digitalisiert und von Serviceanbietern erbracht. Die Datenerfassung und- verwaltung sowie der Datenaustausch werden in diesem Zusammenhang immer wichtiger. Die Teilnehmer der Wertschöpfungskette (Kunden, Lieferanten sowie Plattform- und Serviceanbieter) werden integriert, um Ineffizienzen abzubauen und das individuelle Kundenerlebnis zu erhöhen. Auf der Ebene der Gemeinden und Städte wird dabei für eine bedarfsgerechte Vernetzung der verschiedenen Anbieter die Sozialraum-Entwicklung eine zentrale Rolle einnehmen.

Heute ist das primäre Ziel die Prävention und die wirksame Bewältigung von chronischen Erkrankungen. Wirkungsvolle Prävention senkt letztlich Kosten und erhöht die Lebensqualität im Alter. Die Produktivität im Gesundheitswesen hinkt hingegen anderen Dienstleistungsbranchen hinterher, da sich die Ziele verschieben. Neue Technologien versprechen Pflege, die in der Nähe oder zu Hause verfügbar ist, die kontinuierliche Selbstversorgung und autonome Pflege unterstützt und die Reibungskosten zwischen den unterstützenden Dienstleistern wie zum Beispiel Heim, Spitex, Arzt und Apotheke reduziert. Diese Verschiebungen machen es für die Dienstleister unabdingbar, auf ein Versorgungsmodell umzusteigen, welches technologische Innovationen vorantreibt. Das virtuelle Heim oder das «Hospital at Home» wird in naher Zukunft Realität werden. Folgende Treiber führen zu weiteren technologischen Innovationen:

  • Das Gesundheitswesen ist geprägt von vielen Ineffizienzen. Auch die Institutionen in der Alterspflege- und -betreuung sind davon betroffen. Diese Ineffizienzen bieten einen fruchtbaren Boden für Innovationen, die letztlich zu einer höheren Qualität, einer besseren Kundenerfahrung und zu tieferen Kosten führen werden.
  • Der Markt für Gesundheitstechnologien wächst und konzentriert sich im Wesentlichen auf Daten, Analysen, neue Betreuungs- und Pflegemodelle und ein höheres Patienten- und Kundenengagement.
  • Viele Grossfirmen kämpfen im Milliarden-Markt um Anteile und investieren in Plattformen, um neue Dienstleistungen und Services zu schaffen, die für die Kunden leicht nutzbar sind. Integrierte Dienstleistungen sind gefragt und führen dazu, dass die Kosten und die Qualität in der Gesundheitsversorgung verbessert werden.
  • Regulatorische Veränderungen fördern den Datenaustausch zwischen Gesundheitsorganisationen (z.B. EPD Elektronisches Patientendossier). Das EPD erleichtert den interprofessionellen Austausch. Wichtige Informationen stehen digital zur Verfügung. Die Sicherheit einer Diagnose und Therapie wird dadurch erhöht, das Risiko von Fehlentscheiden wird gesenkt. Dies führt für die Kunden auch zu einer höheren Transparenz in Bezug auf Tarife und die Qualitätsunterschiede – ausserdem senkt es die Kosten.

Wie könnte die Gesundheitsversorgung im Bereich Alter in der Zukunft aussehen?

Die Anbieter im Gesundheitswesen werden sich wie in anderen Branchen auch noch vermehrter auf den Patienten-, bzw. Kunden oder Bewohner konzentrieren. Veränderungen sind bereits heute im Gange und werden in Zukunft noch stärker in den Vordergrund rücken. Zum Beispiel:

  • Pflege- und Arzneimittel, die von Anbietern über traditionelle Pflegestandorte hinweg verabreicht werden.
  • Höheres Patientenengagement bei der Heim- sowie Selbst- und virtuelle Versorgung, Fernüberwachung und traditionelle Pflege, die zunehmend in der Nähe oder zu Hause erbracht werden kann
  • Soziale und gemeinschaftliche Netzwerke im Sozialraum, die sich auf die ganzheitlichen Bedürfnisse konzentrieren
  • Patientenaktionen und Gewohnheiten, die Wohlbefinden und Gesundheit ermöglichen, beispielsweise Fitness und Ernährung
  • Neue Zahlungs- und Finanzierungslösungen

Auf der einen Seite sind die Bedürfnisse von gesunden älteren Menschen, die weniger medizinische Herausforderungen haben, sich aber oft persönliche Wellness- und Gesundheitsziele setzen. Diese Menschen werden wahrscheinlich ein stärker digitalisiertes Umfeld erleben, in dem Patientendaten und neuste Erkenntnisse auf eine hochgradig personalisierte und sinnvolle Weise erbracht werden, zum Beispiel mit tragbaren Geräten. Nur ein kleiner Prozentsatz der Berührungspunkte würde in den Modalitäten der traditionellen Pflege sein.

Auf der anderen Seite werden neue Systeme im Gesundheitswesen entstehen, um den Bedürfnissen von Patienten mit multiplen, komplexen, chronischen Erkrankungen gerecht zu werden. Für diese Patienten wird die Koordination zwischen Anbietern und Dienstleistungen, die virtuell und persönlich zu Hause oder in der Nähe des Hauses erbracht werden, von entscheidender Bedeutung sein. Technologiekomponenten werden dabei häufig genutzt, um das Erlebnis für die Person zu verbessern und das Pflegeteam zu unterstützen. Zu diesem Team gehören informelle Betreuer, zum Beispiel die erwachsenen Kinder älterer Patienten, die eine immer wichtigere Rolle spielen können. Die terzStiftung ist im Kontakt mit vielen Startups und Forschungsplattformen im Gesundheitswesen, die bereits gezielt an solchen neuen Modellen experimentieren.

Ökosysteme haben sich als mächtige Kraft bei der Umgestaltung und Störung von Industrien erwiesen. Ökosysteme im Gesundheitswesen haben ein enormes Potenzial, dasselbe zu tun, und sie könnten zu verbesserten Gesundheitsergebnissen und zu bezahlbaren Dienstleistungen führen, indem sie Patienten eine personalisierte, intuitive und integrierte Dienstleistung und eine positive Erfahrung bieten. Darüber hinaus könnten die Anbieter die Produktivität steigern und mit einer breiteren Anzahl von Pflegekräften zusammenarbeiten.

Was bedeuten diese Entwicklungen für die Heime?

Die Veränderungen werden in Zukunft in kürzeren zeitlichen Intervallen erfolgen. Dabei werden Heime in einem wettbewerbsintensiveren Umfeld, wie zum Beispiel im Grossraum Zürich, einem grösseren Erneuerungsdruck unterliegen als ein alleinstehendes Heim in einer ländlichen Umgebung. Auf der anderen Seite wird das ländliche Heim vermutlich durch den steten Ausbau von ambulanten Dienstleistungen und den Bau von immer mehr Generationenwohnungen mit Service an Attraktivität verlieren, wenn es sich nicht aktiv engagiert und den Markt mitgestaltet.

Für die Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen stellen sich somit folgende Fragen:

  • Was ist ein klarer strategischer Weg (einschliesslich einer Strategie für die Nutzung branchenübergreifender Technologiedienstleistungen und die Erweiterung dieser Dienstleistungen mit gesundheitsspezifischen Fähigkeiten), der es beispielsweise einem Heim ermöglicht, von diesen Entwicklungen im Gesundheitswesen zu profitieren?
  • Verfügen die lokalen Akteure der Gesundheitsbranche über die erforderlichen Technologiekapazitäten, Betriebsmodelle und Talente, die für diese Veränderungen von Infrastrukturen, Dienstleistungen, Netzwerken und die Entwicklung des Sozialraumes erforderlich sind?
  • Verfügen die verschiedenen Anspruchsgruppen über einen strukturierten Rahmen, um zu bestimmen, ob sie beim Schliessen von Fähigkeitslücken etwas Neues erstellen, zusammenarbeiten oder erwerben möchten? Wie berücksichtigt dieser Rahmen, welche Fähigkeiten und Dienstleistungen im Umfeld wirklich vorhanden sein sollten?

Die Beantwortung dieser Fragen könnte Heimen, Spitexorganisationen, Gemeinden und neuen Marktteilnehmern dabei helfen, den potenziellen Nutzen im eigenen Sozialraum erfolgreich zu erkennen und notwendige Massnahmen zu ergreifen.

Eine demographisch verantwortliche Seniorenpolitik sollte kleinräumig orientiert sein und sich an den jeweiligen Problemstellungen der Menschen in den Gemeinden oder in städtischen Quartieren ausrichten. Oft fehlen hier die geeigneten Sozialplanungsinstrumente.  Die terzStiftung kann helfen, Daten als Grundlage für weitere Planungsprozesse zu sammeln, zu interpretieren und zielführende Massnahmen zu empfehlen. Damit können wir lokal helfen

  • eine seniorenpolitische Transparenz zu erzeugen,
  • Probleme und Fragestellungen zu verdeutlichen,
  • Zielformulierungen, Strategien und Konzepte vorzubereiten,
  • Entscheidungen vorzubereiten und nachvollziehbar zu machen,
  • den Einsatz knapper Ressourcen zu optimieren,
  • Zielüberprüfung und Evaluation zu ermöglichen.

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wenn Sie zur aktiven Gestaltung Ihres Sozialraums Antworten erhalten möchten oder sich generell über die Zukunft und Herausforderungen in Ihrem Umfeld mit uns unterhalten möchten. Wir sind gerne für Sie da!

Bildquelle: Seniorin mit VR-Brille von Twenty20 envato

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