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Finanzieller Missbrauch bei der Altersgruppe 55+ in der Schweiz

Autor: Ludolf Roonstrasser, Redaktion terzMagazin

Wie der terzStiftung auch ist es ProSenectute ein grosses Anliegen, dass ältere Menschen möglichst lange selbständig in den eigenen vier Wänden leben können – und dabei sicher sind.

Finanzieller Missbrauch bei der Altersgruppe 55+ in der Schweiz

Bei ProSenectute war der Eindruck entstanden, ältere Menschen würden zunehmend Opfer von Trickbetrug, spezialisierte Diebe wählten sich verstärkt Betagte zum Ziel. Darum hatte ProSenectute beim Institut zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität der Fachhochschule Neuenburg eine Studie in Auftrag gegeben, welche die Dringlichkeit des Problems, die häufigsten Betrugsarten, die typischen Opfer und die Gesamthöhe des finanziellen Schadens ermitteln sollte. Im Oktober hat der Verband die Ergebnisse vorgestellt.

Ein erstes Ergebnis der Studie ist, dass in der Romandie die höchsten Fallzahlen zu beobachten waren (Altersgruppe 55+ 36,5%), gefolgt von der Deutschschweiz (22,8%) und dem Tessin (11,7%). Mehr als 600’000 Opfer von finanziellem Missbrauch im Alter 55+ gab es in den vergangenen fünf Jahren. Auffallend ist, dass Männer jenseits der 75 deutlich stärker betroffen waren als Frauen im selben Alter – annähernd 10 Prozentpunkte mehr!

Die Studie konzentriert sich auf vier verschiedene Arten von Betrug, von denen ältere Konsumenten besonders betroffen sind: nicht seriöse Geschäftspraktiken (Verkauf von nicht erwünschten Dienstleistungen und Waren), Cyberkriminalität (Betrugsversuche und Betrug über das Internet sowie Diebstahl mit Hilfe des Internets), Betrugsversuche und Betrug per Post, am Telefon und an der Haustüre, ausserdem Trickdiebstahl. Zu einer weiteren Weise, wie man finanzielle Verluste erleiden kann, heisst es in der Studie: «Finanzieller Missbrauch durch eine Fachperson, Familienangehörige oder Bekannte stellt eine Grenzüberschreitung dar.» Bei den Hochbetagten sind fast zehn Prozent von einer solchen Art von finanziellem Missbrauch betroffen.

Sehr hoch ist die Hemmschwelle, über den Betrug, von dem jemand betroffen ist, mit Angehörigen zu sprechen: Fast zwei Drittel der direkt Betroffenen haben niemandem von ihrem finanziellen Verlust durch eine der oben beschriebenen Arten von Betrug erzählt. Es handelt sich demnach um ein sehr stark tabuisiertes Thema. Die Gesamt-Schadenssumme pro Jahr ist gewaltig, die Studie rechnet von der repräsentativen Stichprobe hoch und kommt dadurch auf 400 Millionen Franken. Im Zeitraum von fünf Jahren, die in Betracht genommen wurden, summiert sich der Schaden auf zwei Milliarden Franken. Darunter fallen Betrugsfälle mit vergleichsweise geringen Summen ab 50 Franken, aber auch solche mit mehreren hunderttausend Franken (Enkeltrick, Anlagebetrug).

Die Schweiz hat bisher einen geringeren Aufwand für Prävention betrieben als ihre Nachbarländer. Das Ausmass und der Umfang der Fälle, die durch die Studie ermittelt wurden, sprechen jedoch sehr dafür, dass grössere Anstrengungen erforderlich sind.

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