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Fachkräftemangel in der Schweiz spitzt sich dramatisch zu

«Pflegenotstand ist ein Mangel an Personen, die beruflich kranke, behinderte und alte Menschen in Heimen und Krankenhäusern pflegen und betreuen.» Diese Begriffsdefinition lieferte Dr. Elisabeth Vatareck in der Pflegebox der ProSenio GmbH im Oktober 2020. Einen solchen Pflegenotstand in der Schweiz konstatierte der Schweizerische Seniorenrat in einer Resolution am 12.12.2022. Mehr als ein Jahr nach der Annahme der Pflegeinitiative durch das Schweizer Volk gebe es keinerlei Zeichen für konkrete Schritte, um den Pflegenotstand zu korrigieren, heisst es in der Resolution. Mit Blick auf die Versorgungskrise im Gesundheitswesen seien viele ältere Bürgerinnen und Bürger besorgt und enttäuscht.

Der Stellenmarkt-Monitor Schweiz, den die Universität Zürich seit 2016 veröffentlicht, weist für 2022 einen historischen Rekordwert beim Fachkräftemangel-Index aus. Um 68 Prozent haben die offenen Stellen zugenommen. Zugleich hat ein bedeutsamer Wechsel bei den Berufsgruppen mit den meisten Fehlstellen stattgefunden: Waren es in den drei Vorjahren stets die Ingenieurberufe, bei denen die meisten Fachkräfte fehlten, zweimal gefolgt von den Informatikern, ist es 2022 das Gesundheitswesen, in dem die meisten offenen Stellen zu finden sind. Während der Corona-Pandemie waren die Stellenausschreibungen auf einen Niedrigstand gesunken. Sobald die Massnahmen zum Schutz vor der Infektion mit dem Corona-Virus gelockert und später weitgehend aufgehoben wurden, kam es in der Schweiz zu einem kräftigen wirtschaftlichen Aufschwung. Zugleich wurde der Fehlbestand an qualifizierten Mitarbeitenden im Gesundheitswesen deutlicher spürbar.

Zwei einander entgegengesetzte Betrachtungsweisen liessen sich in den vergangenen Monaten und Jahren beobachten: Die eine fragte danach, wie sich der Pflegenotstand in der Schweiz am besten lösen lässt. Am 12.12.2021 lieferte swissinfo eine Begründung für die geringe Attraktivität der Gesundheitsberufe in der Schweiz: Im jüngsten Jahr, für das Vergleichszahlen vorlagen, nämlich 2017 hatte die Schweiz verglichen mit 31 anderen westlichen Staaten mit die niedrigsten Löhne für Pflegepersonal im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen. Das legt als Lösung eine simple Lohnerhöhung nahe. Am 1. Februar 2023 schrieb Matthias Venetz in der NZZ «Ausländische Pflegekräfte braucht das Land – der Pflegenotstand als Geschäftsmodell». Im Text heisst es, dass gegenwärtig landesweit 6769 Pflegefachleute und 2749 Fachleute Gesundheit fehlten: Die offenen Stellen bei Schweizer Gesundheitsinstitutionen lassen sich nachzählen.

Die Lösung des Problems Pflegenotstand sähen manche Anbieter in der Anwerbung von ausländischen Fachleuten, meint Venetz. Sie hätten ein Geschäftsmodell daraus gemacht: «Der Pflegenotstand hat einen Markt geschaffen. Gehandelt werden Pflegekräfte. Spezialisierte Firmen rekrutieren Personal im Ausland, bieten Deutschkurse an und vermitteln Pflegefachkräfte gegen eine Provision an zahlreiche Schweizer Spitäler.» Ähnliches gilt für die Altersinstitutionen. Die Lösung der terzStiftung sieht anders aus. Lesen Sie Näheres im nächsten Newsletter.

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