fbpx

English for ever

Annemarie Golser

Annemarie Golser

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Die Notwendigkeit, Englisch zu beherrschen, ist unbestreitbar. Wie weit man die Verwendung von Anglizismen treiben muss, darüber lässt sich mit gutem Recht streiten.

Im Elektrofachgeschäft werde ich nach meiner digitalen Einrichtung befragt:  Acer  stehe  auf meinem Bildschirm. Mit einem milden Lächeln korrigiert mich der junge Verkäufer. Das sei Englisch und werde Eizer ausgesprochen. Wie konnte ich nur! Ich weiss doch längst, dass Anglizismen unsere Welt in allen Bereichen beherrschen. Ich trage ein Poloshirt, backe Muffins oder Cupcakes, esse Snacks und nehme auf die Wanderung ein Lunchpaket mit. Irgendwie scheint es, als wenn diese exotisch anmutenden  Bezeichnungen die Kaufkraft fördern würden. Es ist ja auch zeitgemässer, mit Powder statt mit Scheuerpuder zu putzen, die Zähne, mit Fresh Gel behandelt, lohnen es uns mit  strahlendem Weiss.
„Do you like flowers“. Die Hand, die mir eine Blume überreicht, gehört meiner sechsjährigen Nachbarin. Die Kleine ist zurück von einem Aufenthalt mit den Eltern in London. Sie ist stolz auf ihre Kenntnisse der fremden Sprache, die sie sehr bald in der Schule lernen wird. Als zweisprachiger Kanton hat Bern immer schon eine Vorreiterrolle gespielt. Im Abgangszeugnis meines Vaters von der Sekundarschule im Jahre 1915 ist ersichtlich, dass damals schon Französisch als obligatorisches Fach angeboten wurde. Italienisch, Englisch, Latein, Griechisch waren frei wählbar.
Dank Internet kommuniziere ich eifrig mit meinen USA-Verwandten, die keine Deutsch-Kenntnisse haben. Ich bin froh über mein Schulenglisch. Der Google-Übersetzer ist zwar eine tolle Erfindung, liefert aber nicht immer einwandfreie Texte.
Irgendwie fände ich es schade, wenn plötzlich lauter Fachexperten in Englisch existierten. Es gibt doch immer wieder eher lustige Missverständnisse und unsere Witzesammlungen würden verarmen.
Ein kleines, selbst erlebtes Beispiel: Der Kellner bringt die Speisekarte und empfiehlt das frische Roastbeef. Ganz schön heftig wehrt der Gast ab: „Ich esse doch kein Rossfleisch“.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments