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Ehrenamtlich – um der Ehre willen?

Autorin: Annemarie Golser, terzExpertin

„Es gibt Wohltäter, die es gern sehen, auf frischer Tat ertappt zu werden.“ Louis Armstrong

Annemarie Golser

Annemarie Golser

Im „Turnen für Erwachsene“ (ehemals Altersturnen!) hat ein Mitglied der Gruppe für den Auftritt im Seniorenheim ein Tänzchen einstudiert. Diese Leistung soll mit einem Blumenstrauss und einem Gutschein belohnt werden, und dafür wird Geld gesammelt. Ich entrichte meinen Obolus mit den Worten: „me muess ou öppis a d’ Ehr rächne“. Die Kollegin hat mir die Bemerkung nicht verziehen, als hätte ich ihr so unedle Motive wie Ehrsucht und Geltungsdrang unterstellt.
Ein Viertel der Wohnbevölkerung der Schweiz, einschliesslich die grosse Zahl der rüstigen Senioren, ist angeblich in einem Ehrenamt tätig, sei es im Gesundheitswesen, im kirchlichen Bereich, oder in kulturellen und sportlichen Vereinen. Kaum jemand will aber zugeben, dass er nicht nur aus Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft handelt.
Ein ehrenamtlicher, freiwilliger Einsatz erfolgt immer unbezahlt. Das muss so bleiben, denn die professionelle Arbeit soll nur ergänzt und nicht ersetzt werden. In jedem von uns steckt aber eine Portion Ehrgeiz. So ist es doch durchaus legitim, eine Anerkennung für das Geleistete zu erwarten und sich darüber zu freuen. Als Spenderin lese ich meinen Namen ganz gerne im Jahresbericht des Tierschutzvereins. „Tue Gutes und rede darüber“. Ich habe Mühe, an die absolute Selbstlosigkeit zu glauben.
Jedes freiwillige Engagement bringt einen grossen menschlichen Nutzen: Die Befriedigung einer sinnvollen Tätigkeit. Die Pflege sozialer Kontakte gibt auch Einblick in neue Fach- und Aufgabengebiete.
Marie von Ebner-Eschenbach bringt es auf den Punkt: „Die Menschen, denen wir eine Stütze sind, die geben uns Halt im Leben“.

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