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Die Welt vor der Haustüre

Autorin: Annnemarie Golser, terzExpertin | Foto: iStockphoto

Die Umgebung des Parks von Sinneringen erinnert unsere Redaktions-Mitarbeiterin an japanische Gärten. In sehr bedenkenswerten Worten variiert sie das Goethe-Zitat: Willst du immer weiter schweifen…

Die Welt vor der Haustüre

Die Welt vor der Haustüre

Dass wir nicht gerne verreisen, macht uns zu Exoten.
Wir schenken uns einen freien Tag und wandern zum nahen See. Der adlige Herr von Bonstetten hat in einem früheren Jahrhundert dafür gesorgt, dass abseits der Landstrasse eine malerische Uferlandschaft der Öffentlichkeit erhalten geblieben ist. Hier gibt es Holzbrücken und –stege nach dem Muster japanischer Gärten, Schilfdickicht als Brutstätte zahlreicher Wasservögel, verträumte Badebuchten und Parkanlagen mit einem uralten Baumbestand – ein von Menschenhand nur sanft beeinflusstes Naturparadies.
Am Abend schwärmen wir im Freundeskreis vom Erlebten. Es ist für uns kaum fassbar: Niemand unter den Anwesenden kennt diese Idylle vor der Haustüre. Sie haben die ganze Welt bereist, haben Australien, Neuseeland und selbstverständlich die USA „absolviert“. Sie zeigen Fotos von Singapur und Hongkong, von Grönland und Alaska und wissen nichts von der Schönheit in ihrem Umkreis. Sie bringen als Souvenirs eigenhändig gepflückte Kokosnüsse, Sand vom Karibikstrand und exotische Pflanzen von der Tropeninsel nach Hause. Meine Erinnerungen an den heutigen Tag sind vor meinem geistigen Auge die Sonnenkringel auf dem spiegelglatten heimischen See und in meiner Tasche ein Kieselstein, in Form und Struktur einem winzigen Vogelei ähnlich.
Die Weitgereisten zeigen sich verständnislos über unser mangelndes Fernweh und nennen uns mit mildem Spott „Hauskatzen“. Sie haben nicht unrecht. So richtig wohl fühlen wir uns nur daheim. Allerdings reisen wir trotzdem. Wir holen uns die Welt in Büchern ins Haus.

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Ilse Czamek
5. März 2013 19:28

Wo finde ich diesen Garten? Wo ist Sinningen?
Ich gratuliere Ihnen, dass Sie auf diesem schönen Flecken Erde zuhause sein dürfen.

Dr. Thomas Meyer
7. März 2013 8:20
Reply to  Ilse Czamek

Vielen Dank für Ihre – wie immer sehr aufmerksame – Lektüre des Beitrags zum Park bei Sinneringen.
Das Foto ist ein „Beispielbild“ und zeigt einen japanischen Garten (wovon im Text ja die Rede ist) in Japan.
Sinneringen liegt nördlich von Worb BE und östlich von Ostermundigen BE.
Den Park hat der Berner Patrizier August von Bonstetten gestaltet. Ganz exakte Angaben zur Route des Spaziergangs macht Frau Golser vielleicht absichtlich nicht.

Dr. Thomas Meyer
7. März 2013 14:18

Im Bericht „Hauskatzen“ handelt es sich um den Bonstetten-Park in Thun (eine halbe Stunde von meinem Wohnort entfernt) und nicht um den Park beim Schloss Sinneringen, der ja nicht frei zugänglich ist.
Mit herzlichen Grüssen
Annemarie Golser