22 Okt Die Schönste, der Beste, die Schnellsten

Annemarie Golser

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Wettbewerbe sind immer als Anerkennung und Ansporn gedacht, auch im Sport oder in der Berufswelt. Sie können aber bei den „Verlierern“ auch Hoffnungen zerstören und zu Mutlosigkeit führen.

„Gold für 124 Schnäpse“! Welch wichtige Notiz in der Tagespresse. Das soll wohl Anreiz sein, diese geadelten, nicht nur Genuss bringenden Wässerchen, zu konsumieren.
Prämierungen sind mir suspekt. Meine Ablehnung begann in der Schulzeit. Beim mündlichen Rechnen – das Fach hiess damals noch nicht Mathematik – kam der Lehrerbefehl: „Alle aufstehen, hinsetzen darf sich nur, wer die richtige Lösung ruft“. Übrig blieben immer die gleichen Unglücklichen, beschämt standen sie da wie arme Sünderlein am Pranger. Ich litt mit ihnen. Sie waren nicht die „Dümmsten“, nur nicht die Schnellsten. Der, oder die, Klassenbeste hatte es in der Klasse nicht leicht, denn Strebertum war verpönt.
Bei meinen Kindern gab es für Hervorragendes Sternchen ins Heft. Sterne und Punkte werden heute ja auch in der Gastronomie verliehen. Bei Gault millau und Michelin wird die Skala immerhin noch grosszügig angewendet.
Es gibt kaum etwas, das nicht prämiert werden könnte: Zwei- und Vierbeiniges. Medienwirksam verdrückt die neu gekrönte Miss-Schweiz bei ihrer Wahl ein paar Tränchen. Die zu kurz gekommenen Mitbewerberinnen freuen sich echt oder gespielt mit der Siegerin.
Petra, die Miss BEA 2015, darf man nicht nur auf ihre Schönheit reduzieren. Sie wurde an der Berner Frühjahrsmesse erkoren. Zum Krönchen, oder besser zum Blumenschmuck, verhalfen ihr auch der gutmütige Charakter und die besonders prächtigen Hörner. Ihre schwarzen Schwestern im Wallis werden nach den kämpferischen Qualitäten bewertet.
Gewinnen kann nur einer. Wie kompetent ist jeweils die Jury, welche Kriterien waren bei der Ernennung massgebend? Oft entscheiden nur der äussere Schein oder Sekundenbruchteile.