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Die Klofrau gibt’s nicht mehr

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Annemarie Golser

«Verkäuferin» sagt sie auf die Frage nach ihrem Beruf. Detailhandelsassistentin schreibe sie nur auf amtlichen Papieren. Wann und wo haben diese unsäglichen Aufwertungen angefangen? Etwa bei der Putzfrau, die auch als Raumpflegerin mit dem Schmutz in fremden Räumen zu tun hat oder bei der Serviertochter, die auch als Servicefachkraft weiterhin Gäste bedient?

Im Spital erkundigt man sich immer noch nach der zuständigen Krankenschwester und nicht nach der Fachfrau Pflege. Der Metzger ist hoffentlich wirklich ein Fleischfachmann. Müller und Bäcker gehören in die Kategorie der Lebensmitteltechnologen. Allenthalben wird heute studiert. Der frühere Spruch vom «studierten Velomech» ist längst kein Witz mehr. Der Grafiker erwirbt sein Können nicht mehr an der Kunstgewerbeschule, sondern an der Hochschule für Gestaltung; der zukünftige Pianist klimpert an der Hochschule für Musik und Theater; der Landwirt wird an der Hochschule für Agrar-, und Forstwirtschaft zum Agrarpraktiker. Hebt dieses Hochschrauben das Selbstwertgefühl oder verspricht man sich bessere Anstellungschancen? Bei all den vielen Handwerkern, die mir in all den Jahren beruflich bedingt begegnet sind, war immer der Berufsstolz auch mit der althergebrachten Bezeichnung spürbar.

Unbestritten ist, dass die Haushaltführung ein besseres Image verdient. Lobenswert ist jene Familienfrau im TV, die sich als CEO eines lebhaften Kleinbetriebes bezeichnete.
Die Klofrau hat die Literatur und die Kabarettszene beflügelt. Es gibt sie noch, etwa in Warenhäusern und Einkaufszentren. Sie darf sich heute Hygienebeauftragte nennen.
Ihre Anwesenheit auf dem stillen Örtchen biete nicht nur Gewähr für Sauberkeit, sondern auch Schutz vor Vandalismus. Die Materie, mit der sie sich befasst, lässt sich allerdings beim besten Willen nicht aufwerten.

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Maya Tischhauser
16. März 2019 8:22

Nicht nur die Berufsbezeichnungen haben sich geändert. Man muss sich immer fragen, wenn man die „alte“ Berufsbezeichnung braucht, ob man eine Diskriminierung begeht.
Wie weit geht es mit den bald überall gebräuchlichen englischen Bezeichnungen oder dem Frühstück statt dem Zmorge, dem Einkaufen statt posten usw? Sind unsere Schweizerdialekte nichts mehr wert?