fbpx

Die Axt im Haus

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Annemarie Golser

Nein, Herr Schiller, die Axt im Haus erspart nicht immer den Zimmermann. Auch wenn das Wilhelm Tell in Ihrem gleichnamigen Drama behauptet. Selbst ist doch der Mann. Bedienungsanleitungen sind nur etwas für Ungeschickte. Wofür liegt im Keller eine reichbestückte Werkzeugkiste. Auf gutgemeinte Ratschläge des Verkäufers der Apparaturen wird auch verzichtet.

Der neue Gartenschirm zum Sonnenschutz ist jetzt auch mit Elektronik ausgestattet. Eigentlich liesse er sich gemäss Infozettel bequem auf Knopfdruck öffnen. Auf Hammer und Bohrer reagiert er dagegen ungehalten und bleibt etwas havariert geschlossen.

Die Sache mit den bastelnden Männern ist kein Phänomen der jüngsten Zeit. In der berührenden Erzählung des deutschen Dichters Heinrich Böll aus dem Jahre 1955 „Das Brot der frühen Jahre“ stöhnt der Protagonist, ein Klempner, über die unruhigen, arbeitsreichen Montage mit verzweifelten Hausfrauen am Telefon. „Fasziniert von der neuen Automatik spielen die Ehemänner übers Wochenende an den Waschmaschinen herum. Schon wenn ich das Haus betrete, rieche ich den brandigen Geruch zerschmorter Kontakte oder Kabel oder ich finde Maschinen vor, aus denen der Seifenschaum wie in Trickfilmen hervorquillt.“

Freundin Erna muss sich für ein Treffen entschuldigen. Es ist die Rede von einem verstopften Siphon und dem zerknirschten Ehemann Max. Jedenfalls wartet sie jetzt auf den Sanitär.

Für die gut ausgebildeten und erfahrenen Fachleute ist es doch ein Segen, dass das Do-it-yourself Verfahren nicht in jedem Falle funktioniert, auch wenn sie dann nur zur Schadensbekämpfung anrücken müssen.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments