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Die Arroganz gegenüber Älteren

Autor: René Künzli, Präsident der terzStiftung

Es ist unerträglich, welche Geringschätzung ältere Menschen zum Teil erfahren müssen – jene Bevölkerungsgruppe, die massgeblich für unseren Wohlstand verantwortlich ist. Wie über sie verfügt und entschieden wird in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Mit dem Älterwerden findet eine zunehmende soziale Bevormundung statt, die völlig undifferenziert und anmassend ist. Junge Menschen mögen im Beruf über das aktuellere Wissen verfügen. Das ist ja gut und stimmt auch in vielen Fällen. Sinnvoll wäre, wenn das aktuelle Wissen der jungen gekoppelt würde mit dem Erfahrungswissen der älteren Mitarbeitenden. Nur gerade das findet, besonders in den Grossbetrieben, nicht statt. Erfahrungswissen ist Wissen, das durch „learning-by-doing“ plus gewonnene Erkenntnisse entsteht. Diese Kompetenz wird entsorgt, spätestens mit der Pensionierung, in vielen Fällen wesentlich früher.

Das ist eine Arroganz gegenüber der älteren Bevölkerung, die geschichtlich einmalig ist. Stellt sich die Frage, wie lange sich der stark wachsende Teil in unserer Gesellschaft diese Geringschätzung noch bieten lässt? Die Älteren könnten zum Beispiel zur Erkenntnis gelangen, dass der rasche, unkomplizierte Zuzug von günstigen jungen Arbeitskräften aus dem umliegenden Ausland Mitverursacher dieser altersfeindlichen Situation in der Wirtschaft ist. Die Überbrückungsrente für ältere arbeitslose Menschen, die keine Stelle mehr finden, ist ja nur eine neue und teure soziale Krücke, weil man die echten Gründe nicht angehen will. Was vielen älteren Arbeitslosen wiederfährt ist, dass sie sich ausgegrenzt, nutzlos und in ihrer Würde verletzt fühlen. Dieser krankmachende Zustand wird mit der Überbrückungsrente in keiner Weise kompensiert.

Als Unternehmer befürworte ich sehr eine liberale Wirtschaftspolitik. Diese verlangt aber von der Wirtschaft auch eine Gegenleistung, nämlich eine verantwortungsvolle und sozialverträgliche Personalpolitik, die vor allem in den von Managern geführten Grosskonzernen in keiner Weise eingelöst wird. Die terzStiftung setzt sich für generationenverträgliche Lösungen und gegen jede Form der Diskriminierung ein. Der heutige Umgang mit älteren Mitarbeitenden und älteren Menschen im Allgemeinen, ist einer auf Werte basierten Gesellschaft unwürdig.

René Künzli, Präsident der terzStiftung

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