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Die Alten wurden nicht gefragt

Autorin: Margareta Annen, Redaktion terzMagazin

Das Corona-Virus hat unsern gewohnten Alltag von einem Tag auf den andern verändert. Der „Lockdown“ legte die Wirtschaft während Wochen weitgehend still und stürzte viele Betriebe in eine finanzielle Krise. Einige Stimmen schoben die Schuld dafür den Älteren zu.

Von den vom Corona-Virus bedingten Einschränkungen blieb kaum ein Bereich unseres Alltags, wenn auch auf unterschiedliche Weise, verschont. Menschen mit Vorerkrankungen und die ältere Bevölkerung ab 65 wurden als „Risiko“ (Gefährdete) definiert und aus dem öffentlichen Leben weitgehend verbannt. Für Bewohner/-innen in Alters- und Pflegeheimen galt strikte Quarantäne, nicht einmal nächste Angehörige durften sie besuchen. Eine für viele Ältere emotional belastende Situation – aber auch Personal und Heimleitung waren gefordert.

Inzwischen sind wir wieder im kantonal unterschiedlich regulierten Corona-Alltag angekommen. Die ältere Bevölkerung geniesst wieder „Freigang“ (Bewohner/-innen in Alters- und Pflegeheimen ausgenommen.). Ein weiterer Ausschluss eines ganzen Bevölkerungsteils vom öffentlichen Leben wäre nicht mehr zu rechtfertigen gewesen. Nicht anders als jüngere sind auch ältere Menschen Individuen mit unterschiedlichen psychischen und physischen Befindlichkeiten. Die Forderung nach lebenslangem Lernen umfasst selbstredend alle Alter.

Durch die wochenlange Stilllegung weiter Teile der Wirtschaft erlitten viele Branchen grosse finanzielle Einbussen. Stimmen blieben denn auch nicht aus die mehr oder weniger deutlich die gravierende wirtschaftliche Lage der älteren Bevölkerung anlasteten. «Nur wegen den Alten….» war zu hören. Sehr zu Unrecht, denn die Älteren wurden nicht gefragt, sondern vom Bundesrat bzw. dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) als „Risiko“ eingestuft und zum Zuhausebleiben aufgefordert. Wie die übrigen Covid-19 Massnahmen, eben die Stilllegung der Wirtschaft, auch nicht von den 65-Jährigen verfügt wurden. Ältere Personen, die sich ins Freie wagten, einen Arzt oder eine Apotheke aufsuchten – war nicht verboten – wurden gelegentlich mit wenig schmeichelhaften Worten bedacht oder gar bedroht.

Die Covid-Pandemie ist eine neue Erfahrung. Die Strategie zu ihrer Bewältigung deckte einige Lücken, Ungereimtheiten/Unklarheiten und Widersprüche auf. Wir leben jedoch nicht in einer sterilen virusfreien Welt, eine mögliche nächste Pandemie ist deshalb nicht auszuschliessen. Eine kohärentere, klarere und differenziertere Massnahmen-Strategie,  besonders auch was die ältere Bevölkerung betrifft, ist sehr zu wünschen.

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