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Der Tote aus Unterentfelden

Der-Tod-traeumt-nichtNick Baumgarten kennen die Leser aus der terzFamilie wenigstens aus der Besprechung des Buchs „Böckels Mysterium“ von 2014. Unterentfelden, der Vorort von Aarau, ist vielen bekannt als Wohnort des Stiftungsrats und Chefs terzExperten Walter Wenk sowie von Barbara Wenk, Mitglied der erw. GL der terzStiftung und einsatzfreudige Interviewerin bei Umfragen in Heimbetrieben. Der jüngste Kriminalroman von Ursula Reist „Der Tod träumt nicht“ hat wieder Nick Baumgarten zur Hauptfigur, und er spielt nicht nur teilweise in Unterentfelden, es kommen auch Figuren mit Namen „Wenk“ vor. Zudem ist er ausdrücklich Walter und Barbara gewidmet.

Wer Walter kennt, wird noch viel mehr Anspielungen auf ihn in dem Roman finden, etwa die Begeisterung für Crowdfunding, die Investments in Bio-Fleisch und nachhaltig angebaute Bäume in Südamerika. Die Autorin versteckt nie, dass sie mit Familie Wenk befreundet ist. Aber man täte dem Buch Unrecht, wenn man nur nach Anspielungen suchte, die lediglich Eingeweihten verständlich sein können. Es ist wie sein Vorgänger ausgesprochen gut aufgebaut und flüssig geschrieben, atmet Weltläufigkeit und speist sich aus vielfältigen Kenntnissen.

Einmal mehr sind die genauen Charakterisierungen der Figuren der Autorin wichtiger als das gehetzte Vorantreiben der Geschichte. Die handelt von einem brutalen Auftragsmord, dessen Hintergründe erst ganz allmählich klar werden. Und diesmal sind sie wirklich klar, es bleibt (anders als in „Böckels Mysterium“) kein Rest eines Zweifels, wer warum den Auftrag erteilt hat und wer den Mord ausgeführt hat. Das wirklichkeitsnah geschilderte Ermittlerteam löst den Fall restlos und überzeugend.

Dabei ist die Stadt Aarau mit ihrem Umland das sehr exakt geschilderte Milieu, in dem der Fall spielt. Was vor einem guten halben Jahrhundert in Kriminalromanen, aber zuvor schon im Roman des poetischen Realismus üblich war, nämlich Städte und Stadtteile zu anonymisieren, das wird in diesem Regio-Krimi umgekehrt: Stadtviertel und Strassenzüge heissen im Buch wie in der Wirklichkeit, man kann die Strassen abfahren und wird gleichsam die Zeiten stoppen können, die im Buch für eine Fahrt benötigt werden. Genauigkeit im Lokalkolorit ist bei der Autorin Programm. Das gilt auch für die Fahrt auf der Donau am Schluss des Romans: Erst kam die Reise, dann die Schilderung. Aber nicht bloss für Krimifreunde und für diejenigen, die sich gerne in Aarau aufhalten, ist die Lektüre sehr zu empfehlen: Es ist ein gutes Buch.

Ursula Reist, Der Tod träumt nicht/Nick Baumgartens fünfter Fall, 184 S., CHF 22.90, Norderstedt 2016

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