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Der stumme Aufschrei der Alleingelassenen

Unsere Gedanken sind in der heutigen Zeit ganz besonders bei den hunderttausenden älteren alleinstehenden Menschen, die einsam in ihren Wohnungen ausharren müssen. Wir «hören» die stummen Hilfeschreie nach menschlicher Nähe, Begegnung, Liebe und Zuwendung dieser verbannten Gruppe. In den Medien wird alles zum Thema gemacht, nur nicht diese Vergessenen, Verlassenen und alleingelassenen alten Menschen. Man sieht sie nicht, sie haben keine Lobby, keine Stimme, sie leiden still, eingeschlossen mit ihrer Einsamkeit. Ganze Berufsgruppen werden zu Helden erkoren und bejubelt, doch niemand setzt sich öffentlich für diese Alleingelassenen ein. Viele von ihnen ertränken ihren Kummer im Alkohol oder fallen in eine Depression. Im schlimmsten Fall setzen sie ihrem Elend von eigener Hand ein Ende. Haben sich die verantwortlichen Politiker auch schon darüber Gedanken gemacht, welche menschlichen Schäden sie mit ihrer Lockdown-Strategie bei denen anrichten, die sie schützen wollen? Einsamkeit ist ein anderer «Virus» – Einsamkeit macht krank. Die Politik hat auf das Virus reagiert, das war sicher richtig. Doch gleichzeitig hätten Massnahmen eingeleitet werden sollen, dass gerade die, die sie vor Corona schützen wollen, nicht an Kummer krank werden oder sterben. Darin liegt das ganz grosse Versagen der Politik aus der Sicht der Alleingelassenen. In Grossbritannien gibt es ein eigenes Ministerium für die Belange einsamer Menschen. Wir halten es für dringend erforderlich, auch in der Schweiz etwas gegen die negativen Auswirkungen der Vereinsamung zu unternehmen – zum Beispiel ein Bundesamt oder Staatssekretariat für Fragen der Einsamkeit aufzubauen.»

René Künzli, Präsident der terzStiftung

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Anita Flossdorf
19. Mai 2020 12:09

Ja, lieber René, da hast Du leider völlig recht.
Dies ist auch meine Erfahrung: meine alten Qigong-KursteilnehmerInnen – die, die allein zuhause leben, Verwandtschaft fern ab – leiden extrem. Kein Kontakt, kaum Bewegung, keine Umarmung, kein Händedruck, nur feindliche Blicke wenn sie rausgehen, kontraproduktiver Mundschutz (in Deutschland). Diskriminierung sondergleichen. Um einige habe ich richtig Angst, sie nicht wiederzusehen. Leider konnte ich auch keine eins-zu-eins-Betreuung in Deutschland bewirken. Mein dortiger Selbständigen-Arbeitgeber (kath. Kirche!) erlaubte mir nicht, meine TeilnehmerInnen zu betreuen.
Herzlicher trauriger Gruss
Anita