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Dank Eigenlob zu mehr Sicherheit

Annemarie Golser

Annemarie Golser

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Gefährliche Zerstörer des Selbstwertgefühls sind in der Jugend zumeist Äusserlichkeiten, im Alter die Angst vor dem Leistungsabbau.

Er ist als Aufschneider bekannt.  Hat er Zuhörer, brüstet er sich mit Heldentaten, die ihm niemand abnimmt. Seine Körpersprache drückt aus, dass er mit den grossen Sprüchen die innere Unsicherheit überspielen möchte. Der Blick ist unstet, der Händedruck lau. Sein Verhalten erweckt eher Mitleid. Wäre es heilsam, ihm zu sagen, dass man ihn durchschaut?  Würde das seine Befangenheit noch verstärken? Diese Schwäche bleibt wohl ein Teil seines Wesens. Eigentlich erstaunlich, stammt er doch aus der Zeit der antiautoritären Erziehung.
Die hatte zum Ziel, aus den Kindern selbstbewusste Erwachsene zu machen, die dann auch weniger suchtgefährdet sein sollen.  Ist Unsicherheit also angeboren, gar vererbbar oder durch negative Erfahrungen erworben? Psychologen sehen das Problem im mangelnden Eigenlob.  Jeder Mensch ist wohl eher geneigt, sich auf seine Schwächen, statt auf die Stärken zu besinnen. Im Bestreben, jeglichen Hochmut zu verhindern, warnten uns die  Mütter seinerzeit noch mit dem Wort „Selbstruhm stinkt“. Der sichere, kecke Auftritt meiner sechsjährigen Nachbarin beeindruckt mich und beweist mir, dass da eine Generation mit einem starken Selbstbewusstsein heranwächst.
Freundin Agnes geht auch im hohen Alter aufrecht. Sie strahlt Humor, Gelassenheit, Lebensfreude, aus. Mit ihrer positiven Haltung ist sie in ihrem Umfeld beliebt. Nur Neider sprechen von Arroganz und Überheblichkeit. Darauf angesprochen meint sie schmunzelnd: „Wenn ich auch mit achtzig meine innere Sicherheit nicht gefunden habe, wann dann?“

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