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„Chichi“ auf dem Teller

Annemarie Golser

Annemarie Golser

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Wir müssen essen, um zu leben. Was „Hunger“ wirklich bedeutet, davon haben wir in unseren Breitengraden wohl keine Ahnung. Das Angebot an Lebensmitteln ist bei uns mehr als reichhaltig.

Immer neue Kochbücher „bereichern“ den Markt. Kulinarische Anregungen bieten alle Zeitungen und Magazine, sogar der profane „Anzeiger“ in seinem spärlichen redaktionellen Teil. Im TV werden auf jedem zweiten Kanal immer wieder Kochsendungen zelebriert.  Wo Überfluss herrscht, entstehen Auswüchse. Diese finden sich in der modernen Küche durchaus in kreativer Form. Löwenzahn, Gänseblümchen zieren den Salat, dekorativ schwimmt ein Orangenschnitz auf der Kürbissuppe, die neckisch in einer Espressotasse serviert wird. In der Dessertglacé steckt ein filigranes Schockogebilde, das schon beim Anschauen zerbricht.  Im Wissen darum, dass das Auge mit isst, schätzen es die Köche und Köchinnen sicher, ihre künstlerische Ader ausleben zu können. Von Verschwendung kann trotzdem keine Rede sein, denn sogar der Tischschmuck ist zumeist essbar, etwa aus Teig geformte Schwäne oder anderes Getier, passend zur Region. Wem im Grossverteiler  die vielen Fertigprodukte in den Einkaufswagen auffallen, fragt sich allerdings, ob die Vorschläge die Alltagsküche wirklich beeinflussen.

Ich habe kürzlich meine Rezeptsammlung, in allen Hausfrauenjahren zusammengetragen, entsorgt. Behalten habe ich den 50jährigen Wälzer der Kochikone Elisabeth Fülscher. Auf über 600 Seiten enthält er sogar schon exotische Rezepte wie etwa die Javanische Reistafel, aber  auch herrlich Nostalgisches wie zum Beispiel „Fotzelschnitten“ oder Apfelrösti.

Es ist sicher ein besonderes Vergnügen, sich ab und zu mit exklusiven Häppchen verwöhnen zu lassen. Die bewährte Hausmannskost wird aber aus unseren privaten Küchen nicht verschwinden.

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