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Böckels Mysterium

Ursula Reist: Böckels Mysterium / Nick Baumgartens vierter Fall, Küttigen 2014, 216 Seiten, CHF 19.–

Die Gremien einer Universität sind ummauerte Gärten und versiegelte Quellen, heisst es bei John Donne. Jedenfalls ist es ein gewagtes Unternehmen, einen Roman im akademischen Umfeld anzusiedeln. Manche Autoren kennen sich dort (Studium hin, Studium her) nicht gut genug aus, um glaubwürdig die Atmosphäre einer Hochschule, die Institutionen und Rituale, die Beziehungen der unterschiedlich etablierten Lehrenden und der Studierenden zu schildern. Noch schlimmer sind meistens „Professorenromane“, in denen das alles aus gründlicher Kenntnis viel zu sehr im Vordergrund steht. Ursula Reist meistert die selbst gestellte Aufgabe besonders gut, Einblick in die Laboratorien der Robotiker, den Alltag der Studierenden und die Büros der Hochschulverwaltung zu gewähren. Der Campus der FHNW in Brugg-Windisch steht den Leser/-innen ganz anschaulich vor Augen.

Im Vordergrund des Regiokrimis „Böckels Mysterium“ steht jedoch das Ermittlerteam, das grenzüberschreitend den Mord an einem Professor aufzuklären hat. Nur in ganz kleinen Stückchen fügt sich das Puzzle zusammen. Die Ermittlungsarbeit schildert Ursula Reist ebenso genau wie glaubwürdig. Die Psychologie von Polizisten und Staatsanwältin, Ehepartnerinnen und Gerichtsreporter bei der AZ spielt nicht weniger hinein als die Kriminaltechnik. Als die wichtigsten Figuren und Zusammenhänge des Mordfalls erkennbar werden, stellt das Team fest: „Die Geschichte war so schlüssig, konsistent und folgerichtig, dass niemand wirklich daran zweifelte; aber es war nur eine Geschichte.“ Mehr Gewissheit ist auch für den Leser nicht zu bekommen.

Die Autorin schreibt wirklich sehr gekonnt und geübt, auch das Lektorat hat saubere Arbeit geleistet. Deshalb muss sich das Buch nicht hinter den Vorbildern von Dorothy L. Sayers oder Agatha Christie verstecken. Auf deren erfolgreichsten Kriminalroman aller Zeiten „Zehn kleine Negerlein“ spielt Ursula Reist an einer Stelle an. Um der politischen Korrektheit willen trägt dieses Buch heute einen anderen Titel. Auch „Böckels Mysterium“ handelt von Fremdenhass, der gar nicht politisch korrekt ist, und Polizeiarbeit mit Ausländern, die korrekt sein soll, auch wenn das Fremde bis zuletzt fremd bleibt. Ein in jeder Hinsicht lesenswertes Buch!

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