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Armut im Alter – eine verdrängte Realität

Autorin: Margareta Annen-Ruf, Redaktion terzMagazin

Eine Studie von Pro Senectute Schweiz „Leben mit wenig Spielraum, Altersarmut in der Schweiz“, zeigt auf, dass entgegen der weit verbreiteten Meinung von den “reichen Alten“, es ältere Menschen gibt, die mit knappen Mitteln auskommen müssen. Und es werden immer mehr.

Die von Kurt Seifert, Pro Senectute Schweiz, und von der Soziologin Amélie Pilgram verfasste, in verschiedene Bereiche gegliederte Studie, gibt anhand von Fakten, Daten, Gedankenanstössen und Erfahrungs-Berichten, einen Einblick in ein bei uns gern verdrängtes Problem, die Armut älterer Menschen.in der Schweiz.

Es geht dabei um ein relatives Armutsverständnis, das etwa die Möglichkeit sozialer und gesellschaftlicher Teilhabe und auch das Minimalste über den täglichen Bedarf hinausgehende „Extra“, ausschliesst. Ob jemand aus freien Stücken auf Fleisch verzichtet oder ob er/sie keines kaufen kann, weil das Geld dafür fehlt, ist für die Autoren ein wichtiger Unterschied.

Weiter ist zu erfahren, dass in keiner Generation der Unterschied zwischen reich und arm so gross ist wie bei den älteren Menschen. Eine vom Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) 2008 veröffentlichte Studie etwa, wonach jedes siebte Rentnerpaar über ein Nettovermögen von mehr als einer Million Franken verfügt, bestimme die Wahrnehmung von den „reichen Alten“ in unserm Land. In Bezug auf die Altersarmut sollte der Blick deshalb auch auf die Verteilungsungleichheit gelegt werden. Zudem gelte es über die sogenannt objektive, gesetzlich definierte Altersarmut hinaus, auch die „Temperatur der Armut“ das heisst die Ängste und den Leidensdruck zu messen, so die Autoren.

Zwischen Stuhl und Bank
Die Gründe die in die Altersarmut führen reichen von u.a. tiefen Einkommen als Folge von Berufen in Niedriglohnbereichen, unterbrochenen Erwerbsbiographien, familiären Verlustsituationen über gesundheitliche Einschränkungen und eine hohe krankheitsbedingte Ausgabenbelastung bis zur Unterstützung erwachsener Kinder. Aufgrund von Informationsdefiziten kann nicht jede(r) seinen Anspruch auf Transferleistungen z B. Ergänzungsleisten (EL) geltend machen.

Ferner zeigt die Studie den langen Weg der AHV bis zu deren Einführung 1948 und deren Weiterentwicklung bis heute. Während die Maximalrente für Ehepaare (150 Prozent) Fr. 3500 und für Alleinstehende Fr. 2370 beträgt, liegt sie im Durchschnitt bei Fr. 1900 für Alleinstehende und ca. Fr. 2500 für Ehepaare, oft aber auch weniger. Alle haben sie, aber keiner kann davon leben, stellen die Autoren denn auch zu Recht fest.

Laut einer vom  Bundesamt für Statistik (BFS) und der Credit Suisse 2017 durchgeführten Umfrage zur Pensionskasse haben, abgesehen von denen, die keine haben, 20 Prozent mit dem tiefsten Einkommen durchschnittlich Fr.228 aus der 2. Säule, und die reichsten Fr.5048. Wer in einem Niedriglohnberuf arbeitete, konnte auch keine Dritte Säule aufbauen.

Die ständig steigenden Krankenkassenprämien und Mietzinsen, die im Einkaufskorb des alle zwei Jahre erfolgenden Teuerungsausgleichs (TA) auf der AHV-Rente fehlen und der auf den Renten der BVG seit Jahren stagnierende TA, schränkt zusehends  auch den finanziellen Spielraum der Bessergestellten ein.

Zwischen Stuhl und Bank fallen, wie es in der Studie heisst, diejenigen die knapp über zu viel Einkommen verfügen um Anspruch auf Ergänzungsleistungen und auf weitere Vergünstigungen zu haben, aber Steuern (100%) zahlen und sonstigen Gebühren /finanziellen Verpflichtungen nachkommen müssen. Ein von der Politik weitgehend ignoriertes Problem.

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