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Ambulant vor stationär

Mit der Verlagerung von sechs Gruppen operativer Eingriffe vom stationären in den ambulanten Bereich will der Bund den Kostenanstieg im Gesundheitswesen dämpfen. Ob damit das Ziel erreicht wird ohne gesundheitlich qualitative Einbussen bei den Patienten, wird sich zeigen.

Die jedes Jahr weiter steigenden Krankenkassenprämien sind für einen Grossteil der Bevölkerung eine erhebliche finanzielle Belastung. Besonders betroffen sind Familien und auch viele ältere Personen. Alle bisher ergriffenen Massnamen zur Dämpfung des Kostenanstiegs zeitigten jedoch keine nennenswerten Erfolge. «Ambulant vor stationär» heisst nun eine neue «Gesundheits-Kostendämpfungs-Strategie» des Bundes. Ab 1. Januar 2019 werden sechs Gruppen operativer Eingriffe, die der Bund auf einer Liste aufgeführt hat, von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung nur noch ambulant vergütet. Einige Kantone haben eigene Listen, die mehr Eingriffe enthalten als die Liste des Bundes. Es wird mit Einsparungen von 90 Millionen Franken in den Kantonen gerechnet.

Auch wenn besondere Fälle berücksichtigt werden sollen, wirft die Strategie «ambulant vor stationär» doch einige Fragen auf. Zu denken ist dabei insbesondere an die Auswirkungen ambulanter Eingriffe auf ältere Patientinnen und Patienten. Operative Eingriffe nehmen bei der betreffenden Patientengruppe grundsätzlich einen langsameren Heilungsverlauf als bei jüngeren Menschen. Es besteht deshalb ein erhöhtes Risiko für unvorhergesehene, nachoperative Komplikationen. Besonders gefährdet sind zudem Patienten, die oft an noch anderen Krankheiten leiden.

Wir haben auch viele Einpersonenhaushalte, besonders unter den Älteren. Wie wird für diese Patienten unmittelbar nach einem Eingriff die notwendige personelle – nicht bloss digitale – Betreuung sichergestellt, die im Hinblick auf einen möglichen Notfall, rasch agieren kann? Es ist bekannt (und nicht selten), dass eine zu frühe Entlassung aus dem Spital, wegen auftretender nachoperativer Komplikationen, einen erneuten Spitalaufenthalt erfordert. Dieser dauert nicht nur oftmals länger, sondern kommt auch teurer zu stehen als die aus Kostengründen (zu) frühe Entlassung! Nicht abschätzen lässt sich auch der administrative Aufwand.

Es wird sich zeigen, wie die Ergebnisse der «ambulant vor stationär»-Strategie bezüglich den Auswirkungen auf die Patientinnen und Patienten sowie hinsichtlich der Kosten ausfallen werden.

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