fbpx

Alterspolitik ohne die „Alten“?

Autorin: Margareta Annen, Redaktion terzMagazin

Margareta Annen-Ruf

Mitgestalten, mitreden sind Leitmotive unserer Gesellschaft. In der Alterspolitik sind diese jedoch noch nicht oder nur bedingt angekommen. Das beweist die Studie „Altersfreundliche Umgebung in der Schweiz“. Sie gibt erstmals einen gesamtschweizerischen Einblick in die strategische Altersarbeit lokal und regional.

Der Refernzrahmen der Studie basiert auf dem Konzept der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2015 „altersfreundliche Umgebungen“. Angesichts einer älter werdenden Gesellschaft fordert die WHO die Schaffung eines Umfeldes das Gesundheit, Autonomie, Selbständigkeit und Partizipation der älteren Bevölkerung fördert.
Die Studie ist im Auftrag der „a+Swiss Plattform Ageing Society“ in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften sowie dem Schweizerischen Gemeinde- und dem Schweizerischen Städteverband entstanden und wurde vom Forschungsinstitut gfs. Bern durchgeführt. An der Online-Umfrage beteiligten sich 927 der insgesamt 2 222 Gemeinden (Stand 2018). Dabei zeigt sich, dass Alterspolitik in den Kommunen ein Thema ist.

Zu erfahren ist u.a. etwa, dass

  • ungefähr die Hälfte der Gemeinden über eine Stelle oder verantwortliche Person für Alterspolitik verfügt;
  • mehr als die Hälfte der Gemeinden ein eigenes oder ein gemeindeübergreifendes Altersleitbild hat oder eines geplant ist;
  • Wohnen und Mobilität sowie besonders Pflege, Betreuung, soziale Integration und gesellschaftliche Partizipation prioritäre Themen sind.

Die Mehrheit der Gemeinden bietet den Senioren und Seniorinnen jedoch keine direkten Mitgestaltungsmöglichkeiten in der Alterspolitik an. Es gibt Möglichkeiten, in Vereinen oder Alterskommissionen mitzuarbeiten.
Damit ist schwarz auf weiss bewiesen, dass Gleichberechtigung in der Seniorenpolitik noch nicht oder nur bedingt angekommen ist. Obwohl das Konzept der WHO die Förderung von Integration und Partizipation der Älteren fordert und auch in den alterspolitischen Agenden der Gemeinden Partizipation und Integration erwähnt sind. Zudem sind ja die Älteren die eigentlichen Experten, wenn es um die Gestaltung eines „altersfreundlichen Lebensumfeldes“ geht.
Die einseitige Wahrnehmung von nicht mehr ganz ernst zu nehmenden, zu betreuenden alten Menschen hält sich in vielen, allzu vielen, Köpfen von Politikern aber auch in der Gesellschaft unverrückbar fest. Da bleibt nur die Hoffnung, dass sich bis zur nächsten Studie, die periodisch durchgeführt werden soll, das heute gängige Altersbild geändert haben wird.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments