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Alter hat Zukunft – auf dem SENE FORUM 2018

Autor: David Fuchs, Redaktion terzMagazin

Unter dem Motto „Alter hat Zukunft“ tauschten sich am sechsten SeneForum zahlreiche Experten über gegenwärtige und künftige Herausforderungen in der Pflege aus. Nebst viel Sachlichkeit und Ernsthaftigkeit während des Nachmittags kamen auch humoristische Elemente nicht zu kurz. Die Fachtagung für Betreutes Wohnen und Pflege im Alter fand am 18. Januar in der Umweltarena Spreitenbach statt.

Frau Professor Heike A. Bischoff-Ferrari, Rahel Gmür, Helena Zaugg und der Moderator Geri Staudenmann (v.l.n.r.)

Alter als Lebensabschnitt hat Zukunft
Eröffnet wurde der Anlass vom Gastgeber Hannes Wittwer, CEO von Senevita. Er verteidigte den Titel „Alter hat Zukunft“, den man durchaus missverstehen könne, da die individuelle Zukunft mit steigendem Alter kürzer werde. Betrachte man „Alter“ aber als Lebensabschnitt bzw. Thema, habe es definitiv Zukunft. Schliesslich gab es noch nie so viele Betagte wie heute in der Schweiz. In den kommenden 20er- und 30-er Jahren werden es prozentual sogar noch mehr sein. Zukunftsforscher Dr. Stephan Sigrist lieferte Denkanstösse für das Zeitalter der Langlebigkeit. Er zeigte auf, dass wir uns heute kaum mit dem Altern, sondern vielmehr mit der Verlängerung des Lebens beschäftigen. Traditionelle Lebensmodelle seien zwar noch in unseren Köpfen vorhanden, hätten aber nicht mehr viel mit der Realität zu tun. Es gebe heute viel Gestaltungsraum für neue Lebensmodelle im Alter, die es zu nutzen gelte. So könnten zum Beispiel neue Vorsorgemodelle geschaffen, Produkte weiterentwickelt, Arbeits- und Bildungskonzepte reformiert und flexible Infrastrukturen für Wohnen sowie Betreuung gestaltet werden. Kurzum das „Altersbeben“ umfasse fast alle Lebensbereiche.

Fokus auf Lebensqualität statt Lebensverlängerung
Frau Professor Heike A. Bischoff-Ferrari, Spezialistin für Altersmedizin am Unispital in Zürich, machte deutlich, dass das Alter aus medizinischer Sicht keine Zahl ist. Menschen, die noch eine Rolle hätten, würden sich von Krankheiten oder Verletzungen schneller erholen. Deshalb könne die Verlängerung des Lebens auch nicht erste Priorität sein, sondern vielmehr die Verbesserung der Lebensqualität. Der Alterungsprozess sei letztlich Teil unserer Biologie. Anhand der Problematik des Hüftbruchs, des schwersten und häufigsten Bruchs bei Menschen ab 75 Jahren, zeigte Bischoff-Ferrari auf, wie man durch eine Stärkung der Rehabilitation zu Hause die Pflege verbessern und Kosten für Spitalaufenthalte sparen kann. Mit Spannung erwartet die Professorin die Resultate von DO-HEALTH, der grössten Alterststudie Europas, an der das Unispital und die Universität Zürich mitgewirkt haben. Dabei wurden insbesondere die Einnahme von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren sowie ein einfaches Heimtrainingsprogramm von Menschen ab 65 Jahren untersucht. Die Resultate dazu sollen im Sommer präsentiert werden.

Kontroverse Diskussion um Pflegenotstand
Im Rahmen eines Podiumgesprächs diskutierte Bischoff-Ferrari zusammen mit Rahel Gmür, Präsidentin des Verwaltungsrats Spitex Bern und Helena Zaugg, Präsidentin des Schweizerischen Berufsverbandes der Pflegenden SBK über den Pflegenotstand in der Schweiz. Dabei entwickelte sich eine lebendige Diskussion, die der Moderator mit einigen Thesen entfachte. Auch Experten aus dem Publikum wurden miteinbezogen. Besonders kontrovers wurde über die These „Akademisierung der Pflege verschärft Personalmangel und geht zu Lasten der Menschlichkeit“ debattiert. Zaugg gefiel die These nicht. Sie entgegnete, dass man bereits früher als Pflegeperson eine dreijährige oder noch längere Ausbildung machen musste. Es brauche spezifische theoretische Kenntnisse für die praktische Pflege. Gmür stellte fest, dass viele Studenten einer Fachhochschule anschliessend nicht in der praktischen Pflege arbeiten und wünscht sich mehr Durchlässigkeit im System, um wieder mehr geeignetes Personal zu gewinnen. Eine gut ausgebildete Fachfrau Gesundheit sei genauso gut einsetzbar wie eine diplomierte Pflegefachfrau. Bischoff-Ferrari betonte die Notwendigkeit einer breitgefächerten Ausbildung. Im Spital bräuchten Pflegende immer mehr Kompetenzen. Dem entgegnete Gmür, dass das einer Akademisierung gleichkomme. Auch die Experten aus dem Publikum wurden sich in diesem Punkt nicht einig. Zur Frage, ob Roboter oder ausländisches Personal den Pflegenotstand beheben könnten, äusserten sich Gmür und Zaugg skeptisch. Bischoff-Ferrari konnte dem technologischen Fortschritt auch Positives abgewinnen. Roboter könnten allenfalls alltägliche Aufgaben erleichtern, wodurch jemand die Möglichkeit hätte, länger zu Hause zu leben.

Philosophieren und Lacher zum Schluss
Nach der kontroversen Diskussion sorgte eine Pause für Erfrischung. Im Anschluss sorgte das Komikerduo Ohne Rolf mit ihrem originellen und stummen Programm für laute Lacher.  Der Philosoph, Physiker und Publizist Dr. Ludwig Hasler philosophierte auf witzige Art und Weise über den Sinn des Alterns und zum Schluss unterhielt sich der Moderator mit einem knapp 90Jährigen über das Thema „Zukunft“. So wurde nicht nur über, sondern auch mit der Generation gesprochen, um die es am SeneForum letztlich ging.

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