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Ältere Lehrer-Assistenzen unerwünscht!

Der Freiburger Staatsrat sperrt ältere Lehrer-Assistenzen, ohne triftigen Grund, aus den Klassen­zimmern. Ein unglaublicher Vorgang in Anbetracht des bevorstehenden Generationen­wandels und des Lehrermangels. Das Vorgehen ist aus Sicht der terzStiftung demütigend, diskriminierend und herabsetzend.

Freiwillige ältere Frauen und Männer, wie sie in vielen Kantonen im Klassenzimmer als Unterstützung der Lehrkräfte hoch geschätzt werden, sind auf Grund ihres Alters in den Klassenzimmern im Kanton Freiburg nicht mehr willkommen. Dies betrifft u.a. die Schulgemeinden in Murten, Kerzers, Bösingen oder Dündigen. Der Amtsvorsteher des Amts für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht des Kantons Freiburg, Andreas Maag, begründet seine Massnahme lapidar: «Wir wollen nicht auf Seniorinnen und Senioren zurückgreifen, die sich als Hilfskräfte am Unterricht beteiligen». Doch mit dieser Begründung belässt er es nicht. Herr Maag spricht sogar von einer Sicherheitsgefahr, die von den Seniorinnen und Senioren ausgehe. Sie könnten Daten und Fakten «ausplaudern» oder weitertratschen, die sie innerhalb der Schule in Erfahrung bringen. Dass sie die Verschwiegenheitsklausel, die alle unterschrieben haben, ebenso sorgfältig beachten und einhalten könnten wie Lehrkräfte, ist Herrn Maag offenbar nicht in den Sinn gekommen. Oder werden gar insgeheim alle Senioren für Päderasten gehalten und deshalb als gefährlich eingestuft? Jedenfalls gemäss Bericht liegt nichts Konkretes vor, das einen solchen Entscheid sachlich rechtfertigen würde, ausser, dass es ältere Menschen sind, die ihre Zeit unentgeltlich für Kinder zur Verfügung stellen. Mit dieser Begründung disqualifiziert sich der Vorsteher selbst. Nicht nur die Pro Senectute Freiburg, die dieses Projekt lanciert und begleitet hat, ist begreiflicherweise konsterniert ob dieser Massnahme.

Nutzen von älteren Lehrer-Assistenzen

In vielen Kantonen werden ältere Lehrer-Assistenzen in Schulen eingesetzt und hoch geschätzt, warum? Sie schenken Kindern Zeit. Davon profitieren insbesondere Schüler, die entweder sprachliche oder andere Schwierigkeiten haben und mehr Unterstützung benötigen. Die überwiegende Mehrzahl dieser älteren Menschen haben eigene Kinder und Enkelkinder und somit grosse und langjährige Erfahrung. Sie entlasten die Lehrerinnen und Lehrer und unterstützen und fördern die Kinder. Der Kontakt zwischen Jung und Alt fördert die intergenerativen Kontakte. Es ist wissenschaftlich belegt, dass eine Grosseltern–Enkelbeziehung wertvoll ist und von beiden Seiten hochgeschätzt wird. Die Erfahrungen in den übrigen Kantonen sind daher äusserst positiv. Der Generationenwandel stellt uns heute schon vor grosse gesellschaftspolitische Herausforderungen. Dies wird in der Zukunft nur noch akzentuierter werden. Die älteren Menschen erbringen heute schon eine grossartige gesellschaftliche Leistung, ganz besonders im sozialen Bereich, ohne die schon heute vieles nicht mehr funktionieren würde. In diesem Umfeld sind auch die Lehrer-Assistenzen zu sehen.

Der Freiburger Staatsrat handelt altersdiskriminierend

Eine Altersdiskriminierung liegt vor, wenn eine soziale und/oder ökonomische Benachteiligung von Einzelpersonen oder von Personengruppen aufgrund ihres Lebensalters vorliegt. Im vorliegenden Fall werden Seniorinnen und Senioren, die bis anhin die Lehrkräfte im Schulbetrieb ohne Beanstandungen, positiv und wirkungsvoll unterstützt haben, nur auf Grund ihres Alters, weggewiesen. Die terzStiftung, die sich als Interessensvertreterin für älterer Menschen versteht, sieht in der Handlung des Staatsrates erstens eine klare Altersdiskriminierung und zweitens eine inakzeptable Geringschätzung der Kompetenzen, Verlässlichkeit und des Erfahrungswissens von älteren Menschen.

René Künzli, Präsident

Berlingen, 3.7.2019

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