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Abgerichtete Kinder

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Foto: Pixabay (Bessi)

Als Werbung für eine volkstümliche Sendung singt der pummelige Dreijährige im TV vom Schacher Seppli. Der Jöh-Effekt ist ihm sicher, auch wenn er keine Ahnung hat, was ein Vagabund ist, wie sich dieser Seppli im Alter bezeichnet. Auch dass dem Besungenen ein Schnäpsli zum Lebensglück genügt, dürfte wenig kindgerecht sein. Es ist anzunehmen, dass dem Knirps dieser Auftritt später peinlich ist.

Das Beispiel des kleinen Pseudojodlers ist vergleichsweise harmlos. Da fällt mir ein Bericht in die Hände über Prominentenkinder, für die bereits zum ersten Geburtstag eine glamouröse Party  inklusive Vergnügungspark veranstaltet wird. Die Sprösslinge tragen Designerkleider und werden so frühzeitig zu Kunstfiguren wie ihre berühmten Eltern.  Das schale Gefühl von Missbrauch wird hier zum Mitleid. Plötzlich ist aber da die Hoffnung, dass es für diese Kinder mit Gucci-Kleid, Minipelz und Markenboots vielleicht eine Art Verkleiderlis ist, dieses Vergnügen aus unserer Kinderzeit. Welch einen Schatz barg die Truhe bei Grossmutter, gefüllt mit alten Kleidern und Kostümen.

Stundenlang stolzierten wir in Brokat und Seide und wurden damit zu gefeierten Schauspielern. Kinder liessen sich zu jeder Zeit fürs Theaterspiel begeistern. Die Film- und Theatermacher bauen gerne Kinderrollen in ihre Stücke ein.  Bei den jugendlichen Darstellern schätzen sie die Natürlichkeit und Neugier.  Als Laie fällt es schwer zu glauben, dass sie diese Einsätze, zum Beispiel auch in Krimis, nicht überfordern.  Ob da nicht negative Spuren fürs ganze Leben hinterlassen werden? Man will ihnen plausibel machen, dass zum Beispiel ein Film nicht einfach ein Abbild der Realität, sondern Fiktion sei. Das Publikum wünscht sich allerdings eine wirklichkeitsnahe Handlung.

Ein Regisseur, der viel mit Kindern arbeitet, sieht auch Gefahren:

„Der Erfolg kann einem Kind durchaus auch in den Kopf steigen. Sie werden von der Crew oft wie Erwachsene behandelt und erfahren auf und neben dem Set eine Aufmerksamkeit ohnegleichen. Das kann unangenehme Folgen haben. Die jungen Schauspieler sollten zu Hause nicht anders als ihre Geschwister behandelt werden. Auch ein kleiner Filmstar kann beim Abwaschen helfen.“

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