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70 – eine gesellschaftliche Barriere

Autorin: Margareta Annen Ruf, Redaktion terzMagazin

Mit dem Eintritt ins Pensionsalter verändert sich hierzulande der gesellschaftliche Status einer Person. Das 71. Lebensjahr wird zu einer Barriere, welche die Teilhabe der Betreffenden in verschiedenen Bereichen unserer Gesellschaft einschränkt. Andernorts zählt die Befindlichkeit, nicht die Zahl der Lebensjahre.

Mit dem Eintritt ins Pensionierungsalter treten die Menschen ins dritte Lebensalter, ab 70 gehören sie zu den Alten und ab 80 zu den Hochbetagten. Während in anderen Ländern über 70-Jährige in die höchsten Ämter eines Landes gewählt werden, neuestens in den USA ein 77-Jähriger, hat ein Siebzigjähriger bei uns praktisch keine Chance, nur schon in eine lokale Behörde gewählt zu werden. Selbst ältere Stimmbürger/-innen schütteln irritiert den Kopf, wenn auf einer Wahlliste in eine Gemeindebehörde ein über 70-Jähriger steht „aber doch nicht einer in diesem Alter“. In den meisten Köpfen unserer Gesellschaft ist 70 eine Barriere. Der Mensch wird von da an als Person mit eingeschränkter Kompetenz wahrgenommen und von bestimmten Funktionen u.a. etwa in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Weiterbildung ausgeschlossen. Die 70er Grenze basiert jedoch auf Vorurteilen, Annahmen oder auch auf Studien, die ebenso oft das eine wie auch das andere oder eben das Gegenteil „beweisen“. Covid-19 lässt grüssen.

Sind die 70-Jährigen plus bei uns denn weniger kompetent, vertrauenswürdig und fähig als die 70-Jährigen in andern Ländern, eben z.B. den USA?

Nur schon die Tatsache, dass bei uns die Forderung nach lebenslangem Lernen besteht, rechtfertigt die Ausgrenzung der 70 und Älteren nicht. Der Umgang mit den modernen Kommunikationsmitteln etwa ist auch für die diese Altersgruppe praktisch unumgänglich geworden. Wer nicht mithält oder mithalten kann, wird von vielen Informationen ausgeschlossen. Immer mehr öffentliche und private Anbieter von Dienstleistungen aller Art bauen zudem ihre analogen Dienstleistungen ab und stellen auf den elektronischen Verkehr mit ihren Kunden um (z.B. Post, Banken, Reiseveranstalter und anderes mehr). Der mit Internet und Co. verbundene Aufwand – Anschaffung von Computer, Schulung, Netzwerkanschluss- und –betrieb sowie Beratung/Hilfe bei Problemen, geht vollumfänglich zu Lasten der Alten. Einen Rabatt oder steuerlichen Abzug für die 70-Jährigen und Älteren gibt es nicht. Zeit, dass die Befindlichkeit eines Menschen das bestimmende Kriterium wird, ob eine Funktion oder Aufgabe in der Gesellschaft wahrgenommen werden kann – und nicht die Jahrzahl.

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1 Kommentar
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Erika Model
24. April 2021 11:45

Mein Interesse ist geweckt????????