
17 Feb. Kosten im Gesundheitswesen senken
Autor: Ludolf Roonstrasser, Redaktion terzMagazin
Wer im reifen Alter eine Aufgabe hat und gebraucht wird, ist nachweislich gesünder als ein Untätiger. Durch Aktivität können also die Kosten im Gesundheitswesen gesenkt werden.

Kosten im Gesundheitswesen senken
Arbeit hat in der industrialisierten Welt einen hohen gesellschaftlichen Rang. Erwerbstätigkeit dient dem Lebensunterhalt, fördert soziale Beziehungen und schafft Anerkennung. Zu diesem Schluss kommt das Statistische Amt des Kantons Basel-Stadt. Die Gesundheitsbefragung der Bevölkerung mit Blick auf Arbeit und Erwerbstätigkeit hatte hier ergeben, dass der Anteil an Personen mit leichten psychischen Beschwerden (wie Müdigkeit, Energielosigkeit oder Nervosität) umso kleiner ist, je zufriedener eine Bevölkerungsgruppe mit ihrer Arbeit ist. Auch an körperlichen Beschwerden leiden diejenigen weniger, die zufriedener mit ihrer Arbeit sind. Also kann man auch umgekehrt sagen: Wer zufriedener mit seiner Arbeit ist, leidet seltener an körperlichen oder psychischen Beschwerden. Wer gesund ist, hält es länger an seinem Arbeitsplatz aus – und wer sich hier wohlfühlt, neigt auch dazu, länger bleiben zu wollen – und bleibt dann länger gesund.
Dass es nicht immer Erwerbsarbeit sein muss, die gesund hält, weil man sich einbringen kann, weil man eine Aufgabe hat und gefordert ist, sondern dass soziales Engagement das auch leisten kann, stellt die Direktorin der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung fest. Arbeit, sofern sie das Kompetenzerleben stärkt und den Menschen zeitlich und inhaltlich nicht überfordert, trägt positiv zur körperlichen und psychischen Lebensqualität bei. So ist momentan der Stand der Forschung. Das bedeutet, wer gefordert, aber nicht überfordert ist, wer zeigen kann, was er zu leisten im Stande ist, der fühlt sich wohler als jemand, dem die Bestätigung durch Erfolge im Arbeitsalltag fehlt.
Kostenfaktor Untätigkeit
Das Kuratorium für psychische Gesundheit in Salzburg erläutert was geschieht, wenn die gesundheitsfördernden Aspekte der Arbeit entfallen: Wer – etwa als Langzeitarbeitsloser – nicht arbeiten darf, leidet doppelt so oft an Herz-/Kreislauferkrankungen und hat fast um ein Drittel häufiger psychische Störungen als Personen mit einer Erwerbsarbeit. Das Depressions- und Suizidrisiko steigt ums Zwanzigfache. Auch wenn sich diese Zahlen
nicht widerspruchsfrei in die Reihen von Daten zu «Kosten und Finanzierung des Gesundheitswesens» des eidgenössischen Bundesamts für Statistik einordnen lassen, ist doch klar: Aktivität nützt sowohl den anderen, denen, für die ein Produkt hergestellt oder eine Dienstleistung erbracht wird, aber sie nützt auch der aktiven Person. Wer an einem gut eingerichteten Arbeitsplatz einer angemessenen Tätigkeit nachgeht, nützt damit auch seiner Gesundheit. Wer sich bei der Arbeit zugleich gesund erhält, der vermindert auch die Kosten im Gesundheitswesen.
Heutzutage sind körperlich belastende Tätigkeiten wie auf dem Bau, bei Fabrikarbeit und Landwirtschaft weit in der Minderzahl. Körperkraft und Funktionen der Sinne lassen vom 36. Lebensjahr an nach, Kognition, also Verstandesleistungen, und Erfahrung nehmen noch lange zu: Dadurch gibt es mentale Kompensationsmöglichkeiten für abnehmende Muskelstärke. «Dieses, d.h. dass dieser kognitive Gewinn zum Einsatz kommen kann, setzt allerdings eine Änderung von Arbeitsinhalten und Arbeitsorganisation hin zu mehr kognitiven Anforderungen voraus.» Diese Aussage der Lausanner Universitäts-Arbeitsmedizinerin Brigitta Danuser gipfelt in der Forderung, die Arbeit müsse an das Alter angepasst werden.
Weiterbildung und Arbeitsplatzanpassung
Eine repräsentative Studie in Nordrhein-Westfalen ergab, dass bei besserer Gesundheitsförderung und zusätzlichen Qualifizierungsmöglichkeiten fast alle älteren Arbeitnehmerinnen meinten, sie könnten bis 67 auf ihrem Arbeitsplatz verbleiben. Die Bereitschaft, länger im Erwerbsleben integriert zu sein, ist in der Schweiz schon immer grösser gewesen als in Deutschland. Daraus kann man leicht folgern, dass hierzulande ein Unternehmen, das seinen Mitarbeitenden beides bietet: Weiterbildung auch für die letzten zehn Jahre der voraussichtlichen Betriebszugehörigkeit und an das Alter der Beschäftigten angepasste Arbeitsplätze – darauf vertrauen kann, dass seine Mitarbeitenden zum weit überwiegenden Teil auch noch mehrere Jahre über den heutigen Zeitpunkt der regulären Pensionierung hinaus erwerbstätig bleiben können und wollen.
Es sind nicht nur Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die den günstigen Einfluss von Arbeit auf die Gesundheit ermittelt haben, auch Arbeitnehmende selbst haben in Befragungen wiederholt mit grosser Mehrheit erklärt, dass ihrer Ansicht nach ihre Arbeit sie fit hält. Von Vorgesetzten und Kollegen unterstützt zu werden, ist eine wichtige Erfahrung, die zum Selbstwertgefühl entscheidend beiträgt. Wer länger im Berufsleben bleiben will und kann, bezieht daraus auch länger solche stützenden Impulse, Wertschätzung und Anerkennung und ist weniger gefährdet zu erkranken. Und Gesunde haben noch nie die Kosten im Gesundheitswesen gesteigert. Wir sprechen uns entschieden dafür aus, dass auch nach der Berufstätigkeit neue Aufgaben übernommen werden. Dies ganz entsprechend den persönlichen Eignungen und Neigungen. Es gibt viele Aufgabenfelder, die Erfahrungskompetenz hochschätzen würden, zum Beispiel in den Bereichen Kultur, Soziales, Gesellschaft oder auch in der direkten Nächstenhilfe.
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