Guten Morgen Altersheim

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Guten Morgen Altersheim

Die sattgrünen Wiesen sind jetzt gelbe Felder. Die Erinnerung an die zarten Krokusse und den kecken Löwenzahn bleibt. Um Gefühle zu wecken, haben die Gärtner auf jedem Tisch eine Aprilglocke deponiert. Charlotte hebt an zu ihren Morgenbetrachtungen. Thomas bestellt wiederum beim Türken Kebab und Marie sucht im neu eingetroffenen Wäscheberg ihre Turnhose, die sie für die Übungen benötigt – im Rollstuhl. Der Morgengruss von Peter bleibt unerwidert. Der Jogger hat seine drei Kilometer absolviert und schwärmt von der grandiosen Aussicht. Damit vermag er ein Lächeln auf die Gesichter zu zaubern. Das Lächeln vergeht beim Eintritt von Berta, die mit dem üblichen Getöse Tische und Stühle zurechtrückt. Irmas Schimpftirade zeugt von ihren schwachen fünf Minuten. Nur halbe Kelle ertönt es mehrfach. Der Suppenschöpfer ist unterwegs und eröffnet das Mahl.

Immer wieder fehlt ein Bewohner. Auch das gehört zum Ritual.

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