27 Jan Durch Gedenk- und Feiertage: Engpass im Kalender

Annemarie Golser

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Der Juli 2016 überrascht. Er hat einunddreissig ganz gewöhnliche Tage und scheint somit der einzige unverplante Monat des Jahres zu sein.

Jedenfalls steht in meinem Kalender, dass es diesen Juli keine Gedenktage gibt – und das gilt nur für die Schweiz. Die Amerikaner feiern am 4. ihre Unabhängigkeit und die Franzosen den Quatorze Juillet. Neben den religiösen und politischen Feiertagen gibt es immer mehr ausgefallene und geradezu groteske Aktions- und Thementage.
Der „Tag der Putzfrau“ müsste umgetauft werden, nennen sich die hilfreichen Geister doch längst „Raumpflegerinnen.“ Der Zweck der Ehrung ist erfüllt, wenn dieser Berufsgattung dadurch zu besseren Anstellungsbedingungen verholfen wird. Der „Tag der Toilette“ verführte einen Journalisten in der Tagespresse zur witzigen Überschrift seiner Reportage: „Der Lokus im Fokus“. Die Leser erfahren Interessantes zum Thema. Wer weiss schon, dass das höchstgelegene stille Örtchen auf einem Berg in Kalifornien auf 4421 Metern zu finden ist? Die Erfindung der Toilettenspülung soll in gewissen Regionen der Welt die Lebenszeit der Menschen um vierzig Jahre verlängert haben. Die Welthunde, das Murmeltier, die Fische, die Staudämme, die Parks, alle bekommen ihren speziellen Tag. Ob vierundzwanzig Stunden ausreichen, um die Leistung der Seenotretter zu würdigen? Dass man Rücken- und Kopfschmerzen ins Bewusstsein bringen will, können Betroffene nachvollziehen.
Werden diese unzähligen besonderen Tage überhaupt von der Bevölkerung wahrgenommen – und wem bringen sie wirklich Nutzen? Sicher existiert darüber bereits eine Studie. Wenn ich herausgefunden habe, wer dafür verantwortlich ist, werde ich mich für einen „Tag der glücklichen Grossmütter“ einsetzen. Um den Kalender nicht noch zusätzlich zu strapazieren, könnte man am 5. Dezember gleichzeitig mit den „Ehrenamtlichen“ in aller Welt feiern. Passt doch, nicht?